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«Chapes» Neuanfang nach der Tragödie von Medellín

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Chapecó – Vor sechs Wochen standen auf dem Spielfeld der Arena Condá noch über 50 Särge. Von Spielern und Betreuern des AF Chapecoense.

Gestorben auf dem Weg zum größten Spiel des Provinzclubs aus Südbrasilien, dem Finalhinspiel um die Copa Sudaméricana bei Atlético Medellín. Weil ihr Flugzeug zu wenig Sprit an Bord hatte. Eine ganze Stadt weinte, es war eine ergreifende Trauerfeier, bei strömendem Regen. Die Luftwaffe hatte die Särge in Kolumbien abgeholt. Überall auf der Welt gab es Gedenkminuten und Hilfsangebote – eines ist ein Freundschaftsspiel im Sommer gegen den FC Barcelona.

Am Samstag nun steht in der heimischen Arena Condá in Chapecó das erste Spiel nach dem Flugzeugabsturz an. Gegner ist ausgerechnet Palmeiras aus São Paulo mit dem früheren Bundesliga-Profi Zé Roberto, der mit 42 Jahren eigentlich seine Karriere beenden wollte – nun aber doch ein weiteres Jahr dranhängt. Gegen Palmeiras spielte «Chape» auch das letzte Spiel vor dem Flug nach Medellín. Man verlor 0:1 und Palmeiras wurde erstmals seit 22 Jahren wieder Meister in Brasilien.

Für das Spiel werden Tickets zu überhöhten Preisen von bis zu 43 Euro verkauft, Palmeiras verzichtet auf eine Beteiligung. Mit dem Geld sollen die Familien der Opfer unterstützt werden. Statt damals die Meisterschaft zu feiern, musste Zé Roberto zu einer Beerdigung fahren. Als letzten Spieler vor der Partie gegen Chapecoense hatte er Ende November freudig Matheus Biteco umarmt. Einen Tag später war Biteco mit gerade 21 Jahren tot, gestorben bei Medellín. Beide spielten 2013 bis 2014 bei Grêmio Porto Alegre und wurden Freunde.

Der Pilot des Charterfluges mit Chapecoense an Bord verzichtete, womöglich aus Kostengründen, auf einen notwendigen Tankstopp, wenige Kilometer vor dem Flughafen zerschellte die Maschine an einem Berg. 71 Menschen starben, darunter 19 Fußballer. Der Chef der verantwortlichen Charterfluggesellschaft LaMia sitzt seither in Haft.

Nun gibt es einen schwierigen Neustart des Vereins mit einem komplett neuen Team. Bei der Präsentation war auch der bei dem Unglück Ende November schwer verletzte Verteidiger Helio Neto dabei, der erst nach vielen Stunden aus dem Wrack geborgen werden konnte. Er hofft, noch dieses Jahr wieder spielen können. Insgesamt überlebten drei Spieler das Unglück. Nie wieder auflaufen kann aber Torwart Jackson Follmann, dem ein Teil seines rechten Beins amputiert wurde. Der erste Torwart Danilo starb, er war der Held im Halbfinale des Südamerika-Cups gegen San Lorenzo aus Buenos Aires. Der dritte Torwart, der nicht mitgeflogen war, erklärte unter Tränen sein sofortiges Karriereende.

Die neue Mannschaft besteht aus bisher neun Neuzugängen, vielen Nachwuchsspielern und Profis, die nicht mit nach Kolumbien geflogen waren. Helio Neto betont, die Rückkehr gebe ihm Kraft. «Ich muss mich körperlich und seelisch erholen. Hier zu sein, gibt mir die Stärke dafür», sagte er. Der Verein will versuchen, in der ersten Liga eine gute Rolle zu spielen, zudem wurde das Team nachträglich zum Sieger der Copa Sudamericana 2016, vergleichbar der Europa League, erklärt. In diesem Jahr darf das Team im wichtigsten Clubwettbewerb, der Copa Libertadores (vergleichbar mit der Champions League) antreten.

Sorge bereitet dem Club, dass US-Filmemacher bereits anklopfen. So haben der Online-Streamingsender Netflix und andere Produzenten Interesse an Filmrechten des Absturzes signalisiert. «Dieser Verein wird keineswegs akzeptieren, dass aus der Tragödie auf unangebrachte Weise Entertainment gemacht wird», betont der Club. Der Weg zurück zu einem «normalen Club» wird ein langer sein für AF Chapecoense.

Fotocredits: Sirli Freitas
(dpa)

(dpa)

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