Pyeongchang – Nachdenklich stützte sich Ski-Freestylerin Sabrina Cakmakli mit dem Ellbogen auf das Absperrgitter. Nach ihrem soliden Auftritt als Achte im olympischen Halfpipe-Wettbewerb von Pyeongchang war die 23-Jährige ein bisschen enttäuscht.
Den vorletzten Sprung hatte die Partenkirchenerin verpatzt, ein paar Plätze nach vorn hätte sie womöglich rücken können. «Es ärgert mich, dass ich den letzten Lauf nicht stehen konnte», sagte Cakmakli.
Ihre Freude an ihrer zweiten Olympia-Teilnahme ließ sie sich dennoch nicht nehmen. «Es ist ein Hammerleben. Es ist mega, dass ich hier sein darf mit den Besten der Welt», sagte die einzige deutsche Halfpipe-Artistin, die bei Olympia und im Weltcup dabei ist.
Im Phoenix Snow Park bei Sonnenschein und einem Grad minus klappte aber eigentlich nur der erste Lauf. Auf Sicherheit bedacht zeigte die Bayerin zunächst nicht ihr Top-Niveau. Die Wertung von 74,2 von 100 möglichen Punkten blieb aber ihre beste. Sie lag damit mehr als 17 Zähler hinter einer Medaille und mehr als 21 hinter der kanadischen Olympia-Siegerin Cassie Sharpe (95,8), die sich vor der Französin Marie Martinod und Brita Sigourney aus den USA behauptete. Die Leistungsabstände sind bei den Damen noch groß.
Im zweiten Lauf habe sie sich nach einer unsauberen Landung nicht mehr zusammenreißen und fokussieren können, schilderte sie. Im abschließenden Durchgang zeigte die Deutsche zwar ihren Spezialtrick – den sogenannten Flair, einen Sprung mit Überkopf-Drehung. Ein kleiner Fehler beim vorletzten Trick brachte sie aber zu Fall.
«Top-Acht der Welt ist etwas, mit dem wir zufrieden sein können», resümierte Freestyle-Sportdirektor Heli Herdt. «Für eine Medaille hätten die anderen schon ordentlich patzen müssen.» Den Finaleinzug hatte sich Cakmakli fest vorgenommen und im Vorfeld der Winterspiele sogar ambitioniert eine Medaille als «großes Ziel» genannt. Für Edelmetall reichen in Deutschland die Voraussetzungen aber nicht.
Cakmakli war erst im Sommer vor den Spielen 2014 vom Slopestyle zur Halfpipe umgestiegen, in Sotschi war sie noch in der Qualifikation gescheitert. Für Training und Reisen ist die Partenkirchenerin jetzt bei den Schweizern integriert. Eine Halfpipe in Deutschland gibt es nicht, die jungen Sportarten stehen zur Debatte.
Herdt forderte eine langfristige Absicherung, wenn Deutschland in der Weltspitze mitmischen wolle: Dann müsse «man sich ein vernünftiges Konzept überlegen und das mit Geld für die nächsten acht Jahre sicher untermauern.» Etwa «600 000 bis 650 000 Euro» als notwendige Summe pro Jahr hatte der Sportdirektor des Deutschen Skiverbands, Wolfgang Maier, genannt.
Trotz der schwierigen Bedingungen plant Cakmakli, ihre Karriere bis zu den Winterspielen 2022 fortzusetzen. In Peking würde sie im Alter von 27 Jahren auf die Erfahrung von zwei Olympia-Auftritten bauen können, müsste sie nach Meinung von Cheftrainer Rainer Higgelke aber gegen nachrückende starke junge Athletinnen wehren. «Da geht noch mehr, ich freue mich jetzt wieder anzugreifen», sagte Cakmakli.
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(dpa)