Dortmund – Als Marco Reus und Co. nach der glücklichen Aufholjagd gegen den SC Paderborn zur Südtribüne gingen, schlug ihnen ein gellendes Pfeifkonzert entgegen.
Trotz des 3:3 (0:3) nach dem furiosen Schlussakkord gegen den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga war der Unmut bei den Fans von Borussia Dortmund groß. Denn als Wiedergutmachung für den viel kritisierten Auftritt zwei Wochen zuvor im Liga-Gipfel beim FC Bayern (0:4) taugte die Aufholjagd vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park jedoch nicht. Schließlich büßte der BVB weiteren Boden im Kampf um einen Spitzenplatz ein.
Nach Treffern der Paderborner Streli Mamba (5./37.) und Gerrit Holtmann (43.) schien der in der ersten Halbzeit völlig indisponierte BVB geschlagen. Doch Jadon Sancho (47.), Axel Witsel (84.) und Marco Reus (90.+2) sorgten für die Wende. Ob der magere Punktgewinn dem kritisierten Trainer Lucien Favre aber auf die Dauer hilft, dürfte fraglich sein.
«Wir müssen uns bei allen Leuten für die Leistung entschuldigen. Ich habe keine Erklärung für die erste Halbzeit. Keine Ahnung, was wir da fabriziert haben. Man hat sich richtig geschämt. So dürfen wir nie, nie wieder auftreten. Das war absolute Scheiße», sagte Reus bei DAZN und fügte hinzu: «Darüber müssen wir sprechen, anders geht es nicht. Mit einem blauen Auge sind wir nicht davon gekommen, wir haben richtig einen mitbekommen. Der Trainer stellt uns super ein. Wir sind dafür verantwortlich unsere Leistung zu zeigen.»
Über die Pleite von München wollte Favre nicht mehr sprechen, «nach vorne schauen» und «Gas geben» hatte der Schweizer angeordnet. Doch das Dortmunder Spiel war eher ein Spiegelbild des Auftritts bei den Bayern – zumindest im ersten Durchgang. Ängstlich und verunsichert traten die Schwarz-Gelben da auf. Ideenlos und ohne Tempo in der Offensive, desolat im Abwehrverhalten. Auch fünf Änderungen im Vergleich zum Bayern-Spiel verpufften ohne Wirkung.
Die Rückkehr von Kapitän Marco Reus oder Torjäger Paco Alcacer, der noch vor der Pause wieder verletzt raus musste, brachten dem BVB keine Sicherheit. Jungstar Jadon Sancho verblasste erneut auf der Außenbahn. So setzte es bereits zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke diskutierte aufgeregt mit Präsident Reinhard Rauball und schüttelte den Kopf.
So desolat hatten die Verantwortlichen den BVB schon lange nicht mehr im eigenen Stadion gesehen. Der Matchplan der mutigen Paderborner war so einfach wie erfolgreich. Kompakt in der Defensive, dazu überfallartige Konter. Schon in der vierten Minute wurde der BVB überrumpelt. Kai Präger gewann den Zweikampf gegen Nationalspieler Nico Schulz und bediente mustergültig den frei stehenden Mamba.
Ein Wirkungstreffer, der den BVB völlig aus dem Konzept brachte. Mehr als zwei unplatzierte Torschüsse von Raphael Guerreiro (16. und 25.) sprangen nicht heraus. Auf der Gegenseite bekam dagegen Julian Weigl den Paderborner Mamba überhaupt nicht in den Griff, nach einem langen Ball entwischte der Deutsch-Kongolese seinem Gegenspiel und markierte sein zweites Tor.
Nur eine Minute später prüfte Holtmann den Schweizer Keeper Roman Bürki. War der BVB-Schlussmann da noch zur Stelle, hatte er beim gleichen Duell fünf Minuten später das Nachsehen, als er getunnelt wurde.
Favre reagierte mit totaler Offensive. Julian Brandt, Thorgan Hazard und Achraf Hakimi kamen ins Spiel – und brachten neuen Schwung. Mit Erfolg. Keine zwei Minuten nach Wiederbeginn legte Hakimi für Sancho auf, der mit seinem Tor für neue Hoffnung sorgte. Reus (48.) und Mats Hummels (56.) vergaben weitere Großchancen.
In der Defensive blieb der BVB aber anfällig. Mamba vergab eine weitere Riesenchance (64.). Auf der Gegenseite blieb der ganz große Druck aber aus. Brandt setzte einen Ball neben das Tor (75.), Hazard vergab eine weitere Chance (83.), ehe Witsel per Kopfball-Tor doch noch einmal für Spannung sorgte. Und Reus gelang in der Nachspielzeit gar der Ausgleich. «Die Jungs haben alles reingehauen, was geht. Meine Spieler waren am Ende tot und platt. Schade aber nicht unverdient», bilanzierte SCP-Trainer Steffen Baumgart.
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(dpa)