Rio de Janeiro – Nach seiner neunten olympischen Gold-Medaille versuchte sich Supersprinter Usain Bolt in der historischen Nacht noch im Speerwerfen.
Unter dem Johlen einiger weniger im düsteren Olympiastadion von Rio de Janeiro Verbliebener testete der Jamaikaner offensichtlich aus Spaß seine Fähigkeiten in einer anderen Disziplin – und machte dabei keine schlechte Figur. «Meine Mission ist erfüllt», sagte der 29-Jährige nach seinem letzten Auftritt als Athlet bei Sommerspielen. Bolt triumphierte mit der jamaikanischen Staffel über 4 x 100 Meter und vollendete damit seine Triple-Mission.
«Ich habe gemischte Gefühle. Ich bin traurig, aber zugleich auch glücklich», sagte der Goldjunge aus der Karibik. «Es war wundervoll, und ich schätze das, ich bekomme Gänsehaut.» Nach Peking 2008 und London 2012 hängte Bolt auch am Zuckerhut über 100 Meter, 200 Meter sowie mit der Staffel über 4 x 100 Meter die gesamte Konkurrenz ab.
In der ewigen Rangliste der erfolgreichsten Athleten bei Sommerspielen steht in der Gold-Wertung nur Schwimmer Michael Phelps (23) vor ihm. «Seht ihr, ich bin der Größte!», verkündete Bolt vor seinem 30. Geburtstag am Sonntag. «Ich werde lange wach bleiben und Spaß haben. Ich hätte nie gedacht, dass dies passieren würde, als ich begann.»
2925 Tage nach seinem ersten Olympiasieg in Peking über 100 Meter schloss Bolt sein historisches Kapitel Sommerspiele denkwürdig ab. Allein 56 Kamerateams warteten auf den schnellsten Mann der Welt. «Ich muss mir jetzt eine neue Wunschliste machen», antwortete Bolt auf die Frage, was nach seiner bis zur Weltmeisterschaft 2017 in London geplanten Karriere noch alles kommen solle. Der elfmalige WM-Champion freute sich aber erst mal auf seinen Urlaub.
Hinter den Jamaikanern Asafa Powell, Yohan Blake, Nickel Ashmeade und Schlussläufer Bolt sprinteten mit großem Rückstand die Japaner zu Silber. Bolts Dauerrivale Justin Gatlin erlebte wieder einen bitteren Abend in Rio de Janeiro. Die US-Staffel lief zwar zu Bronze, wegen eines Wechselfehlers wurde das Quartett jedoch nachträglich ausgeschlossen und verlor seine Medaille an Kanada.
«Das war ein Alptraum», sagte der enttäuschte Gatlin. «Du arbeitet so hart mit deinen Teamkollegen, mit Jungs, mit denen du das ganze Jahr im Wettkampf stehst. All die harte Arbeit ist einfach zerbröselt.» Erst hatte Gatlin mal wieder über die 100 Meter das Nachsehen gegen Bolt, dann scheiterte er über 200 Meter, geplagt von Knöchelproblemen, schon im Halbfinale.
An ein Ende bei Sommerspielen denkt der Mann aus New York aber nicht. «Ich habe nie gesagt, dass das meine letzten Olympischen Spiele sind. Olympia hat mich hungrig auf die Weltmeisterschaft gemacht», betonte Gatlin. «Ich bin 34. Ihr dachtet wohl, ich könnte mit 34 nicht mehr so schnell laufen? Mit 35 werde ich sogar noch schneller sein.»
Solange wird Bolt nicht laufen. Viele Worte seiner Sprintkollegen untermauerten seine Ausnahmestellung. «Man kann mit Worten nicht beschreiben, was er für den Sport getan hat», huldigte ihm US-Rivale Tyson Gay, an dem der junge Bolt bei der WM 2007 in Osaka über 200 Meter nicht vorbeikam. «Er ist ein großartiger Athlet», meinte Staffelkollege Powell. «Er ist eine Legende.»
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(dpa)