Düsseldorf – Timo Boll winkte nur kurz ins Publikum, Dimitrij Ovtcharov schrie eine große Portion Erleichterung aus sich heraus.
Bei der Heim-WM in Düsseldorf haben die beiden deutschen Tischtennis-Stars ihre Auftaktspiele im Einzel gewonnen: Boll sehr locker, Ovtcharov nur mit viel Mühe. Beide wissen genau: Bis sie ab dem Viertelfinale auf einen der Überspieler aus China treffen könnten, ist es noch ein weiter Weg.
«Ich hatte einen angenehmen ersten Gegner, da konnte wenig anbrennen. Aber schon ab der nächsten Runde wird es hier richtig schwer», sagte Boll nach seinem klaren Sieg in 4:0 Sätzen gegen den Schotten Gavin Rumgay. Sein nächster Gegner ist am Donnerstag der Pole Jakub Dyjas, der in der Bundesliga für TTF Ochsenhausen spielt und bei der EM 2016 völlig überraschend gegen Ovtcharov gewann. «Das ist ein sehr guter Spieler, ein richtig harter Prüfstein», meinte der 36-Jährige.
Der Weltranglisten-Fünfte Ovtcharov hatte nur eine Stunde nach Boll deutlich mehr Probleme mit dem Tschechen Lubomir Jancarik. Nach einem Durchhänger in den Sätzen drei und vier setzte er sich am Ende mit 4:2 gegen die Nummer 110 des Rankings durch.
«Das war sehr, sehr eng», sagte Ovtcharov. «Es ist aber für den Verlauf eines Turnieres gut, schon einmal eine schwere Situation durchlebt zu haben. Das gibt mir Auftrieb.» Auch Bundestrainer Jörg Roßkopf meinte: «Mir ist es lieber, so eine schwierige Situation zu haben. Da ist man gleich von Anfang an gefordert.»
Auf seinen nächsten Gegner muss Europas Nummer eins noch etwas länger warten, dafür hat Ovtcharov auf dem Papier die leichtere Auslosung als Boll: Der 28-Jährige droht im Viertelfinale «nur» auf den jüngsten Chinesen Fan Zhendong zu treffen, Boll dagegen auf den Titelverteidiger, Olympiasieger und seinen Doppelpartner Ma Long.
Insgesamt überstanden am ersten Tag der Einzel-Wettbewerbe zunächst nur drei von sechs deutschen Frauen, dafür aber vier von vier deutschen Männern die erste Runde. Patrick Franziska besiegte den Slowaken Peter Sereda mit 4:0 Sätzen, Bastian Steger setzte sich in einem engen Match mit 4:3 gegen Lin Yun-Ju aus Taiwan durch.
«Seit Monaten wartet man auf diesen Moment, dass es für einen endlich losgeht bei dieser Heim-WM», sagte Franziska hinterher. «Ich habe es jede Minute genossen, hier in der Haupthalle zu spielen.»
Bei den deutschen Frauen konnte das nach der ersten Runde nicht jede Spielerin von sich behaupten. Die Doppel-Europameisterinnen Sabine Winter und Kristin Silbereisen sowie die deutsche Nummer eins Petrissa Solja gewannen ihre Auftaktspiele zwar souverän. Die drei Nachwuchs-Hoffnungen Chantal Mantz, Nina Mittelham und Maria Xiao schieden dagegen frühzeitig aus. Die deutschen Frauen hatten schon während der WM-Vorbereitung große Probleme mit Verletzungen und Krankheiten. Keine einzige Spielerin konnte über einen längeren Zeitraum hinweg beschwerdefrei trainieren.
Solja, Silbereisen und Winter sind aber mittlerweile wieder so fit, dass sie bei dieser WM ein Mammut-Programm im Einzel, Doppel und Mixed absolvieren. So fegte die Weltranglisten-20. Solja in ihrem ersten Einzel gleich mit 4:1 über die Amerikanerin Wu Yue hinweg. «Das war ein super Spiel, ich habe schon beim Einspielen gemerkt: Ich bin gut drauf», sagte die 23-Jährige. «Meine Vorfreude auf diese WM war unheimlich groß. Die trägt mich jetzt auch durch die Spiele.»
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(dpa)