Leipzig – Simon Schempp hat angesichts seiner gesundheitlichen Probleme und seiner Formschwäche schwerwiegende Konsequenzen gezogen und seinen Start bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in gut zwei Wochen abgesagt.
Weil der Massenstart-Weltmeister auch nach einer längeren Pause nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, beendet der 30-Jährige zudem vorzeitig die Saison. «In diesem Winter werde ich leider keine Rennen mehr laufen. Das heißt, ich werde auch bei der WM in Östersund nicht dabei sein. Das ist natürlich bitter, weil ich bis zuletzt gehofft und gekämpft habe, dass sich doch noch alles zum Guten wendet», teilte der 30-Jährige auf Instagram mit. Nach Rücksprache mit Ärzten und Trainern werde er sich nun erholen, «um dann im Frühjahr möglichst ohne Nebenbaustellen wieder voll angreifen zu können.»
Für die deutschen Skijäger ist das Aus des viermaligen Weltmeisters für den Saisonhöhepunkt in Schweden vom 7. bis 17. März ein herber Rückschlag. Denn der Schwabe war in den letzten Jahren die Nummer eins im deutschen Team und als Staffel-Schlussläufer gesetzt.
Schempp, über Jahre laut Bundestrainer Mark Kirchner der Taktgeber im Team, wurde in seiner Karriere immer wieder von gesundheitlichen Problemen ausgebremst. In der Olympia-Saison machten ihm anhaltende Rückenprobleme zu schaffen, mehr als bisher bekannt. «Im Endeffekt bin ich durch meine großen Rückenprobleme schon im vergangenen Jahr fast die ganze Wettkampfsaison auf Reservetank gefahren. Auch wenn es bei Olympia glücklicherweise doch noch gut funktioniert hat, war es danach wieder katastrophal», sagte Schempp, der vor einem Jahr in Pyeongchang Olympia-Silber im Massenstart und Staffel-Bronze gewann.
Dazu kam im Mai eine Schulter-Operation nach einem Fahrradsturz, «die mich wieder zurückwarf und mich neben dem harten Konditionstraining dann schließlich vor zwei großen Baustellen stehen ließ.» Statt Training und Regeneration, sei er gefühlt nur noch damit beschäftigt gewesen, «nach dem Training meine Verletzungen in den Griff zu bekommen. Das geht eine Zeit lang, aber leider nicht auf Dauer.»
Dabei war Schempp im Dezember 2018 mit Platz fünf im Einzel von Pokljuka in die Saison gestartet und hatte gleich die WM-Norm geknackt. Aber danach schaffte er es nur noch einmal in die Top Ten. In diesem Jahr bestritt der zwölfmalige Weltcupsieger lediglich ein Einzelrennen und wurde nach schwachen Vorstellungen beim Heim-Weltcup in Oberhof aus dem Weltcup genommen, um zu Hause zu trainieren.
Durch das Schempp-Aus kann Philipp Nawrath auf eine WM-Nominierung hoffen, obwohl er nur die halbe Norm erfüllt hat. Die Norm erfüllt haben Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer, Sprint-Weltmeister Benedikt Doll, Erik Lesser, Johannes Kühn und Roman Rees.
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(dpa)