München – Sechs Wochen vor dem ersten Biathlon-Rennen der neuen Saison ist völlig offen, wann Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier in den Weltcup-Zirkus einsteigt.
Siebeneinhalb Monate nach ihrem Olympia-Coup von Pyeongchang muss die siebenmalige Weltmeisterin eine längere Zwangspause einlegen. Weil die 25-Jährige in den letzten 16 Wochen immer wieder von gesundheitlichen Problemen geplagt wurde, setzt das zierliche Kraftpaket, das körperliche Herausforderungen jeder Art liebt, auf Anraten der Ärzte erst einmal mit dem Training aus.
«Aktuell fühle ich mich einfach nicht so, wie es notwendig ist, um professionell trainieren zu können. Ich muss jetzt einfach auf meinen Körper hören und – wie man so schön sagt – Luft ranlassen», erklärte Dahlmeier ihre Auszeit in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV). Dahlmeiers Immunsystem ist nach Aussage von Mannschaftsarzt Klaus-Jürgen Marquardt «aktuell ziemlich geschwächt. Hohe Intensitäten, große Trainingsumfänge oder Stress sind in der jetzigen Situation absolut kontraproduktiv.»
Somit ist offen, ob die Ausnahme-Skijägerin zum Saisonauftakt Ende November im slowenischen Pokljuka starten oder vor Weihnachten überhaupt Weltcup-Rennen bestreiten kann. Ein vorzeitiges Karriereende wie einst bei Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner, die mit 25 Jahren aufhörte, steht bei der Skijägerin aus Garmisch-Partenkirchen aber «absolut nicht zur Debatte. Zielsetzung ist, dass Laura möglichst bald wieder zu 100 Prozent gesund und leistungsfähig ist und dann natürlich in diesem Winter Rennen bestreiten kann», sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach.
Nach ihren beiden olympischen Goldmedaillen in Südkorea im Februar war über das Karriereende spekuliert worden. Denn die siebenmalige Weltmeisterin hatte schon mit 24 Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und stellte einige Rekorde auf, die wohl sehr lange Bestand haben werden. Zudem sind ihr viele Sachen außerhalb der Loipe, die der Erfolg eines Superstars mit sich bringt, oft ein Dorn im Auge.
Fremdbestimmung ist für die passionierte Bergsteigerin, für die der Biathlon-Sport nicht alles im Leben ist, ein Graus. Dahlmeier nahm sich nach der anstrengenden Olympia-Saison eine längere Auszeit, erholte sich unter anderem in Georgien bei Skitouren im Gebirge, zog sich dann knapp vier Wochen auf eine Alm zurück. Sie holte sich den Abstand, den sie brauchte. Und schöpfte neuen Kampfgeist. «In mir brennt wieder das Feuer. Ich habe wieder Lust auf Biathlon und bin supermotiviert», hatte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2017 Anfang Juli in einem Interview dem «Münchner Merkur» gesagt.
Nach zwei Monaten ohne Gewehr in der Hand stieg sie verspätet in die Saisonvorbereitung ein, aber die Lust, sich zu quälen, war wieder da. Doch im Juli zog sich Dahlmeier bei einem Sturz mit dem Mountainbike eine Schnittverletzung am Oberschenkel zu, eine Infektion kam hinzu. Wenig später folgte eine Weisheitszahn-Operation sowie ein langwieriger Infekt, der Trainingseinschränkungen nach sich zog. Auch beim Lehrgang im österreichischen Hochfilzen hatte Dahlmeier zuletzt nicht alle Einheiten wie geplant absolvieren können.
«Ich war ganz zuversichtlich, dass ich die stressige Olympiasaison gut verkraftet habe. Aber immer wenn ich dachte, dass es jetzt endlich aufwärts geht, kam gleich der nächste Infekt oder wieder irgendein gesundheitliches Problem. Die letzten Wochen waren deshalb nicht gerade leicht für mich», bekannte Dahlmeier. Schon in der Vergangenheit hatte sie mit Verletzungen und Infekten zu kämpfen – unvergessen sind ihre Schwächeanfälle während ihres Triumphzuges bei der Weltmeisterschaft 2017 in Hochfilzen.
Dahlmeier, die ihre Karriere bis zur WM 2020 in Antholz fortsetzen will, gibt sich jedoch kämpferisch: «Ich bin mir sicher, dass ich den Trainingsrückstand wieder ganz gut aufholen kann, wenn ich wieder voll belastbar bin.»
Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)