Ruhpolding – Am Schießstand hat die deutsche Biathlon-Staffel der Männer beim Weltcup in Ruhpolding die Olympia-Generalprobe verpatzt.
42 Tage vor dem Staffel-Wettbewerb bei den Winterspielen in Pyeongchang verpassten Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Simon Schempp auch beim zweiten Heim-Weltcup vor allem wegen ihrer zehn Nachlader als Vierte das Podest.
«Der eine oder andere Nachlader war mit Sicherheit zu viel», sagte Männer-Bundestrainer Mark Kirchner im ZDF. «Man muss in dem Feld erst einmal Vierter werden. Da ist es nicht mehr weit bis zum Podium. Ich glaube, dass wir nach wie vor bei Olympia gute Chancen haben.»
Das in Bestbesetzung angetretene deutsche Quartett musste sich am Freitag über die 4×7,5 Kilometer in der ChiemgauArena vor 18 000 Zuschauern den ohne Rekordweltmeister Ole Einar Björndalen angetretenen Norwegern, den Franzosen um ihren Topstar Martin Fourcade und Olympiasieger Russland geschlagen geben. 1:26,5 Minuten betrug der Rückstand auf den Sieger.
Zwei Tage nach ihrem kollektiven Versagen im Einzel-Wettkampf wollen es die deutschen Skijägerinnen am Samstag (14.30 Uhr) besser machen als ihre Kollegen. Die siebenmalige Weltmeisterin Laura Dahlmeier gab sich einen Tag nach ihrem schlechtesten Karriere-Resultat mit Einzel-Platz 48 wieder optimistisch. «Ich hatte ein Super-Training, habe jede Scheibe getroffen», sagte die 24-Jährige und strahlte dabei vor Freude. «Wir wollen zeigen, dass wir es draufhaben.»
Zusammen mit Franziska Hildebrand, Franziska Preuß und Denise Herrmann will sich Dahlmeier über die 4×6 Kilometer Selbstvertrauen auch für den Massenstart am Sonntag holen. Das Fernziel von Deutschlands Sportlerin des Jahres: «Gut gelaunt, mit viel Kraft und in hoffentlich guter Stimmung nach Olympia fahren.»
Für die Männer-Staffel reichte es nicht für den ersehnten Podestplatz, Platz zwei in Hochfilzen bleibt der bislang einzige im Olympia-Winter. Startläufer Lesser blieb als einziger deutscher Skijäger fehlerfrei, drückte auf das Tempo und übergab mit knappem Vorsprung auf die Norweger. «Ich habe aus den Fehlern im Einzel gelernt», sagte Lesser, der zuletzt in Oberhof krank gefehlt und in Ruhpolding im Biathlon-Klassiker über die 20 Kilometer als 63. arg enttäuscht hatte.
Der Ex-Weltmeister hat die bislang einzigen Podestplätze für die deutschen Männer im Olympia-Winter geholt. «Wenn es im Laufen besser funktioniert, dann ist man am Schießstand auch etwas freier. Das ist ganz einfach», sagte er.
Sprint-Weltmeister Benedikt Doll dagegen wackelte, benötigte insgesamt vier Nachlader. Im Stehendanschlag vermied der Schwarzwälder gerade so die Strafrunde, übergab mit einem Rückstand von 26,7 Sekunden auf Spitzenreiter Italien als Vierter. «Es war aber total sinnlos, dass ich für den einen Fehler drei Nachlader gebraucht habe. Das war total überflüssig», haderte Doll.
Zwei Nachlader benötigte Peiffer, übergab mit 48 Sekunden Rückstand auf Frankreich. Die Franzosen hatten ihren Topstar Martin Fourcade auf Position drei aufgeboten – das zahlte sich aus. Deutschlands Schlussläufer Schempp kam nicht mehr an das Top-Trio heran. Der Massenstart-Weltmeister, der im Vorfeld über Rückenprobleme geklagt hatte, benötigte in beiden Anschlägen je zwei Nachlader. «Ich war eher etwas unkonzentriert beim Schießen. Vier Nachlader sind nicht das Gelbe vom Ei.»
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(dpa)