Pyeongchang – Erik Lesser schüttelte kurz den Kopf, ehe er erschöpft in den Schnee sank. Denn mit dem letzten Schuss verpasste der 28-Jährige beim Biathlon-Weltcup in Pyeongchang als Fünfter einen Podestplatz im Sprint knapp.
Ganze 4,9 Sekunden fehlten dem zweimaligen Weltmeister bei der Olympia-Generalprobe zum drittplatzierten Martin Fourcade, der einmal mehr Biathlon-Geschichte schrieb.
Frankreichs Superstar holte sich damit bereits sechs Rennen vor Saisonende zum sechsten Mal in Serie den Gesamtweltcup. Er ist der erste Skijäger, dem dieses Kunststück gelingt. Er zog mit der Schwedin Magdalena Forsberg gleich, die bei den Damen zwischen 1997 und 2002 sechsmal in Serie Gesamtweltcupsiegerin wurde. «Das ist verrückt und sehr aufregend, sehr emotional, ich bin sehr glücklich», sagte der zweimalige Olympiasieger und elfmalige Weltmeister.
Lesser wäre mit null Fehlern sogar Zweiter hinter dem österreichischen Sieger Julian Eberhard geworden. Stattdessen stand Einzel-Weltmeister Lowell Bailey aus den USA mit auf dem Podium. «Gestern war es im Training auch schon so, dass mir der eine ein bisschen weggeht, immer arschknapp. Das war heute leider auch so, das ist ärgerlich. Aber ich kann trotzdem sehr zufrieden heute Abend ins Bett gehen», sagte Lesser der ARD.
Neben dem zweimaligen Olympia-Zweiten Lesser konnte bei den schwierigen Wind- und Streckenbedingungen nur Roman Rees überzeugen, der im erst vierten Weltcuprennen seiner Karriere 13. wurde (1 Fehler/+ 1:16,9 Minuten). «Ich hatte mir was vorgenommen. Aber das war nicht zu erwarten, ich bin sehr zufrieden», sagte der 24-Jährige.
Sprint-Weltmeister Benedikt Doll musste sich nach drei Strafrunden mit Rang 20 (+ 1:28,8 Minuten) begnügen. «Ich bin an den Schießstand gekommen, da war noch recht viel Wind drin. Dann habe ich reagiert. Aber als ich angefangen habe, war es kurz windstill. Dann hatte ich eine falsche Tendenz drin und es hat nicht mehr geklapp», sagte Doll. Der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer (3 Fehler/+ 1:49,8 Minuten) wurde 31., Florian Graf (2 Fehler/+ 1:42,3 Minuten) 29. Massenstart-Weltmeister Simon Schempp fehlt erkrankt.
Wie schon Tags zuvor Laura Dahlmeier bei ihrem Sprintsieg («Für mich hat es sich angefühlt wie eine bessere Clubmeisterschaft») haderte auch Lesser mit der mangelhaften Streckenpräparation. «Beim Einlaufen habe ich mir gedacht, bei einer Vereinsmeisterschaft würde man sich aufregen, dass die Bedingungen nicht so toll sind. Aber während des Rennen ging es», resümierte Lesser. Doch auf den Langlaufrunden, die «nur rund 50 Meter Luftlinie entfernt liegen, waren die Bedingungen top. Komisch, warum das hier 50 Meter weiter rechts nicht so richtig funktioniert», meinte der Thüringer. Er hofft nun, dass es bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr besser ist.
Lesser will nun mit seiner hervorragenden Ausgangsposition ebenso am Samstag in der Verfolgung (12.30 Uhr/ARD und Eurosport) angreifen wie die siebenmalige Weltmeisterin Laura Dahlmeier (10.45 Uhr). Nach ihrem Sieg im Sprint geht sie als Führende ins Jagdrennen.
Fotocredits: Lee Jin-Man
(dpa)