Düsseldorf – Krisen-Trio statt Bayern-Verfolger: Bei den Europacup-Startern FC Schalke 04, Bayer Leverkusen und RB Leipzig herrscht nach dem Fehlstart in der Fußball-Bundesliga große Ernüchterung.
Als Hoffnungsträger der Liga im Kampf gegen den übermächtigen FC Bayern fällt das Trio fürs Erste aus, alle schleppen andere Sorgen in die Länderspiel-Pause. Auf Schalke wurde der vermeintliche Heilsbringer Sebastian Rudy in nur sechs Tagen zu Rudy Ratlos, in Leverkusen wird Trainer Heiko Herrlich schon angezählt, und in Leipzig spüren sie schon die Folgen der Dreifach-Belastung.
Der Frust ist überall groß. «Es tut schon weh. Würde ich etwas anderes sagen, würde ich lügen», erklärte Schalkes Trainer Domenico Tedesco nach der 0:2-Heimniederlage am Sonntag gegen Hertha BSC. «Das ist eine schwierige Situation», gab auch Leverkusens Heiko Herrlich nach dem 1:3 gegen den VfL Wolfsburg zu. Und auch Leipzigs Ralf Rangnick war sichtlich bedient nach dem sogar eher glücklichen 1:1 gegen Aufsteiger Düsseldorf. Es war der einzige von 18 möglichen Punkten, den der Vize-Meister sowie der Fünfte und Sechste der Vorsaison an den ersten beiden Spieltagen geholt haben.
In den kommenden zwei Wochen haben alle drei Fußball-Lehrer zudem dasselbe Problem: Sie können die Missstände kaum aufarbeiten, weil zahlreiche Spieler bei ihren Nationalteams sind. 32 sind es insgesamt, je zwölf in Leipzig und Schalke und acht in Leverkusen. «Ich hoffe, sie kommen mit ein bisschen mehr Spannung im Gepäck zurück», meinte Bayer-Torhüter Ramazan Özcan.
Erschreckend am Schalker Auftritt war die Tatsache, wie einfach sich das Tedesco-Team entzaubern ließ. Die Berliner stellten dem erst sechs Tage zuvor aus München verpflichteten Nationalspieler Rudy in Kreisliga-Manier in Ondrej Duda einfach einen Sonderbewacher auf die Füße – und diese «uralte Methode» (Berlin-Trainer Pal Dardai) reichte aus. Duda erzielte auch noch beide Tore.
Rudy beschwerte sich bei seinem Trainer, dass «der mir sogar auf die Toilette folgt». Eine Reaktion hatten weder er noch seine Kollegen noch deren Trainer parat. Stattdessen stellte Tedesco fest: «Wenn wir die Bälle mit Brötchen substituieren, wären die Stürmer verhungert.»
Auch die Leverkusener hatten gegen Wolfsburg kaum Torchancen. Und das mit einer Mannschaft von Hochbegabten, von der man sich in der Vereinsspitze in Bälde «einen Titel» wünscht. Entsprechend kommen erste Zweifel auf, ob Herrlich nach der Zusammenführung der zuvor verunsicherten und in Gruppen zerfallenen Mannschaft nun auch den nächsten Entwicklungsschritt schafft. Noch steht der 46-Jährige wohl nicht akut auf der Kippe. In der zweiten September-Hälfte mit fünf Spielen in 15 Tagen sollte er aber liefern, um die Gerüchte um mögliche Nachfolger wie Ralph Hasenhüttl nicht zu verstärken.
Rangnick steht in Leipzig sicher nicht zur Disposition. Der Sportdirektor, der bis zum Einstieg von Hoffenheims Julian Nagelsmann im kommenden Sommer in Doppelfunktion arbeitet, ist und bleibt der starke Mann. Doch in den schon neun Pflichtspielen unter ihm hat RB bisher kaum geglänzt, quälte sich in die Europa League und überstand auch im Pokal die erste Runde nur mit Mühe.
Rangnick hat entsprechend ein Qualitätsproblem in der Breite erkannt, sprach von einem «zu großen Leistungsgefälle» und verkündete schon einmal zwei noch nicht genannte Winter-Neuzugänge. Dabei dürfte es sich um Amadou Haidara von RB Salzburg und Tyler Adams von RB New York handeln.
Übrigens ist Leverkusen nach der Länderspiel-Pause der nächste Gegner des FC Bayern, Schalke eine Woche später der übernächste. Dann können beide zeigen, dass sie zumindest in einem Spiel mit dem Meister mithalten können. Oder noch richtig in die Krise rutschen.
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(dpa)