Paris – Den Pariser Prinzenpark verließen die entsetzten Bosse des FC Bayern München sprachlos. Aber beim vereinsinternen Bankett im Mannschaftshotel sprach Karl-Heinz Rummenigge in der Nacht dann klare Worte.
Nach dem alarmierenden 0:3 (0:2) gegen Paris St. Germain, der höchsten Vorrunden-Niederlage in 21 Jahren Champions League, will die Führung des deutschen Fußball-Meisters nicht mehr tatenlos zusehen oder einfach zur Tagesordnung übergehen. «Ich glaube, es war eine ganz bittere Niederlage», sagte Rummenigge in die eisig wirkende Stimmung um ihn herum.
Der Vorstandsvorsitzende redete von einer Niederlage, «über die es zu sprechen gilt, die es zu analysieren gilt und aus der wir auch in Klartextform Konsequenzen ziehen müssen». Welche, sagte der 62-jährige Rummenigge nicht. Es könnte aber auch für Trainer Carlo Ancelotti ungemütlich werden.
Der 58 Jahre alte Italiener hatte mit seiner Aufstellung mal wieder für große Verblüffung gesorgt. Weltmeister Mats Hummels saß ebenso wie Franck Ribéry 90 Minuten auf der Bank. Arjen Robben wurde erst eingewechselt, als das Prestigeduell der Gruppe B nach den Treffern von Dani Alves (2. Minute), Edinson Cavani (31.) und Neymar (63.) längst für das in diesem Sommer mit viel Geld aufgerüstete PSG-Team entschieden war. Nationalspieler Jérôme Boateng zählte nicht einmal zum Kader. Er musste sogar von der Tribüne aus zuschauen.
«Ich bin jemand, der sehr viel über die Aufstellung nachdenkt. Ich bedaure nichts», sagte Ancelotti. Er verteidigte seine Rotation. «Es stimmt, dass mit Robben, Ribery und Hummels viele gute Spieler auf der Bank waren. Aber ich habe in jedem Spiel gute Spieler auf der Bank. So ist es in Topclubs. Gute Spieler müssen auf die Bank, das ist mein Job», sagte Ancelotti. Ob die Bosse das auch so sehen?
«Ich denke, das, was wir heute Abend gesehen haben, war nicht Bayern München», sagte Rummenigge in seiner Bankettrede, der Ancelotti ohne besondere Regung lauschte. Rummenigge beendete die kurze Ansprache mit einer klaren Ansage: «Es ist wichtig, dass wir schnell nach diesem Spiel wieder die Kurve kriegen und uns als Bayern München präsentieren. Und dann eben auch zeigen, dass wir eine Mannschaft sind, die in den letzten Jahren in Europa und auch national für Furore gesorgt hat, und dass wir da wieder anschließen.»
Die Spieler um Kapitän Thomas Müller rangen nach der Abreibung um Worte. Beim Thema Trainer aber wurden sie total wortkarg. «Der Trainer trifft die Entscheidungen und stellt seine Pläne vor. Und die Mannschaft versucht, das dann bestmöglich umzusetzen», sagte Müller.
Der ehrgeizige Robben bewahrte seine Fassung. «Jeder Spieler, der sich jetzt nach außen unzufrieden äußert, das bringt uns nicht viel», sagte der Holländer kurz vor Mitternacht im Stadion. Die Niederlage nannte der 33-Jährige «peinlich und schmerzhaft». Robben appellierte mehrfach eindringlich an den Zusammenhalt der Mannschaft.
Schon am Sonntag müssen die Bayern in der Bundesliga auswärts in Berlin gegen Hertha BSC antreten. «Da müssen wir reagieren, da müssen wir gewinnen und sonst nichts. Das ist auch das letzte Spiel vor der Länderspielpause. Wir sind schon drei Punkte hinter Dortmund», sagte Robben. Die Lage beim FC Bayern hat sich in Paris enorm zugespitzt.
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(dpa)