Noch im August hatte das Unternehmen auf einer Pressekonferenz verlauten lassen, dass ein Ausstieg der Telekom jahrelange Tradition und die intensiven Bemühungen auf dem Gebiet des Dopings zur Makulatur werden ließe. Makulatur – so kann man diesen Rest von Radsport wirklich nur bezeichnen, der jetzt noch übrig ist. Die späte Reaktion der Telekom mutet doch etwas wunderlich an, aber wie Unternehmenssprecher Frommer gestern sagte, führten die Hinweise des Doping überführten Fahrers Patrick Sinkewitz auf systematisches Doping auch nach den Geständnissen prominenter Fahrer wie Erik Zabel und Rolf Aldag zu diesem Entschluss.
T-Mobil und Telekom standen insgesamt 17 Jahre für den Radsport in Deutschland. Große Erfolge wie der Tour de France von Bjiarne Riis und Jan Ullrich führten zu einem wahren Radsportboom in Deutschland, der immer in Verbindung mit den Magenta-Farben der Telekom stand. Millionen verfolgten über Jahre das Duell zwischen Lance Armstrong und Jan Ullrich, auch wenn inzwischen klar ist, dass beide wohl nur mittels Doping ihre Topleistungen erreicht hatten. Während andere Fahrer sich längst ein reines Gewissen verschafft haben, trat Jan Ullrich in diesem Jahr lediglich mit einer peinlichen Rücktrittserklärung in Erscheinung. Das Bild des einstigen Vorzeigefahrer der Telekom ist in der breiten Öffentlichkeit inzwischen total verzerrt und damit auch das Bild des Unternehmens.
Das Team mit der deutschen Nachwuchshoffnung Linus Gerdemann, der bei der diesjährigen Tour de France im Gelben Trikot fuhr und eine Etappe gewinnen konnte, wird unter dem Namen „Team High Road“ weiter geführt. Die großzügigen Abfindungszahlen der Telekom dürfte eine gute Existenzgrundlage für das kommende Jahr sein, auch wenn über die genauen Zahlen nichts weiter bekannt ist. Somit verliert der Radsport nach Gerolsteiner ein weiteres Gesicht und wird wohl auch in naher Zukunft Schwierigkeiten haben, neue Radsportfans und Sponsoren zu akquirieren.