Kamen – Trainingshalle statt Regeneration: Nur einen Tag nach dem letzten Hinrunden-Spieltag in der Handball-Bundesliga haben die Nationalspieler mit der intensiven Vorbereitung auf die WM in Frankreich begonnen.
«Es ist die kürzeste Turnier-Vorbreitung überhaupt. Wir haben nicht viel Zeit, also werden wir in den nächsten Tagen Gas geben», sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson zum Start der Vorbereitung in der Sportschule Kamen-Kaiserau.
Anstatt geruhsame Weihnachtsfeiertage mit ihren Familien zu verbringen, waren fast alle Nationalspieler noch in der Bundesliga im Einsatz. «Wir sind alle froh, wenn wir mal zwei, drei Tage abschalten können», sagte Torwart Andreas Wolff. Und selbst der nach dem Turnier scheidende Sigurdsson räumte im Vorfeld ein, dass «die Belastung gerade im November und Dezember extrem ist». Rücksicht könne er darauf aber nicht nehmen. «Alle Spieler brauchen Regeneration, darum kriegen sie ja auch über Silvester zwei Tage frei», sagte der Isländer schmunzelnd.
Bis zum 30. Dezember sowie dann wieder ab dem 2. Januar hat Sigurdsson zwei Kurz-Lehrgänge für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in der Sportschule angesetzt. «Es gibt nicht jeden Tag zwei Stunden auf die Knochen, aber ein paar Sprints müssen schon sein. Wir wollen erst einmal unser Spielsystem auffrischen und uns wieder finden», sagte der Bundestrainer.
Nicht mit dabei sind die Europameister Hendrik Pekeler, Christian Dissinger und Martin Strobel, die freiwillig auf die WM verzichten. Andere Profis wie Steffen Weinhold oder Fabian Wiede sind verletzt. Für Sigurdsson ist das offenbar kein Problem. «Das ist nichts Neues. Wir haben auch in der Vergangenheit immer wieder mit Ausfällen leben müssen», sagte er lässig. Und bis zum WM-Start könne noch einiges passieren. Daher plane er auch nicht, sondern sei da spontan.
Bei seinem letzten Turnier mit dem Nationalteam wird es jedoch verstärkt auf die taktische Brillanz und die Motivationskünste des Isländers ankommen – auch wenn nicht viel Zeit bleibt. Deshalb verzichtet der Coach zunächst auf besondere Teambuilding-Maßnahmen. Anstatt erneut mit dem Team nach Island zu fahren oder zum Boxtraining zu gehen, bräuchten die Spieler jetzt vor allem «viel reines Handballtraining», sagte er.
Auf dem Weg zum Weltturnier im Januar in Frankreich testet der Olympia-Dritte am 3. Januar das erste Mal den Ernstfall: In Krefeld treffen die Bad Boys auf Rumänien. Sechs Tage später folgt die WM-Generalprobe in Kassel gegen Österreich, am 13. Januar steht in Frankreich das erste Turnierspiel gegen Ungarn an.
«Sicherlich sind wir bei der WM etwas in der Favoritenrolle, aber das ist o.K., doch intern ist das aber überhaupt kein Thema für uns», sagte Sigurdsson. Seine Spieler würden den Bundestrainer gerne mit dem Titel verabschieden. «Wünschen würde ich mir das schon», sagte Rechtsaußen Tobias Reichmann.
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(dpa)