Sotschi – Joachim Löw riss kurz die Arme in die Höhe und lächelte mehr erleichtert als euphorisch. Mit einem 3:2 (2:1) gegen den schwächsten Gruppengegner Australien ist dem unerfahrenen deutschen Perspektivteam ein erfolgreicher Start in den Confed Cup gelungen.
«Das Wichtige war, dass wir das Auftaktspiel gewinnen. Wir stehen mit drei Punkten da, und das ist erst mal gut», sagte Kapitän Julian Draxler im ZDF. Trotz ärgerlicher Gegentore und einigen Wacklern ebnete der am Ende verdiente Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den Weg in Richtung Halbfinale.
Vor 28 605 Zuschauern schossen der Gladbacher Turnierneuling Lars Stindl (5. Minute), Weltmeister Draxler (44./Foulelfmeter) und der starke Schalker Leon Goretzka (48.) am Montag in Sotschi den Sieg heraus. In einigen Momenten der Schwäche erlaubte das DFB-Team dem limitierten Asienmeister aber auch das 1:1 durch Tommy Rogic (41.) und das 3:2 durch Tomi Juric (56.). Torwart Bernd Leno patzte sowohl beim Distanzschuss von Rogic als auch vor dem Abstauber von Juric.
Der eingewechselte Leipziger Timo Werner verpasste mit einem Pfostenschuss die mögliche Vorentscheidung zum 4:2 (75.). Am Ende geriet der deutsche Erfolg bei einigen guten Aktionen der Australier sogar noch in Gefahr – weshalb Löw nach dem Schlusspfiff die Freude über den erhofften Auftaktsieg deutlich anzusehen war. Am Donnerstag geht es in Kasan gegen den Turnierfavoriten Chile, der sein Auftaktspiel gegen Kamerun 2:0 gewonnen hatte, praktisch schon um den Gruppensieg. «Da müssen wir uns steigern», forderte Draxler.
Die offensive Ausrichtung, die Bundestrainer Joachim Löw gewählt hatte, zeigte sofort Wirkung. Der erste gefährliche Angriff führte nach einer sehenswerten Kombination zum Führungstreffer. Eingeleitet vom Leverkusener Leno über Joshua Kimmich ging es sehr schnell über Goretzka zu Julian Brandt, der auf dem rechten Flügel nach vorne stürmte und klug zurückspielte auf Stindl. Mit einem überlegten Schuss schloss der Gladbacher zu seinem ersten Länderspieltor ab.
«Wir sind mittlerweile fest davon überzeugt, dass uns dieses Turnier weiterbringt», hatte Teammanager Oliver Bierhoff unmittelbar vor der Partie im ZDF gesagt und «Begeisterung und Motivation der Spieler» gelobt. Tatsächlich waren der Elf diese Charaktereigenschaften in den meisten Momenten der Partie anzumerken. Nach dem frühen Tor entwickelte sich zunächst ein dominanter Auftritt des unerfahrenen Teams von Löw, das das Spiel lange diktierte und schon erstaunliche Automatismen aufwies. Erst in der zweiten Hälfte schlichen sich einige Unsicherheiten und Unkonzentriertheiten ein.
Vor allem über die rechte Seite funktionierte das Zusammenspiel des agilen Goretzka mit dem schnellen Brandt immer wieder sehr gut. Die limitierten Australier waren anfangs fast nur mit Abwehrarbeit beschäftigt – und mit dem 0:1 aus ihrer Sicht lange Zeit gut bedient.
Aus einer 3-5-2-Formation heraus mit Weltmeister Shkodran Mustafi als Abwehrchef kombinierten sich die Deutschen viele sehenswerte Torchancen heraus. Sandro Wagner hätte per Kopf (16.) und aus spitzem Winkel nach Zuspiel von Goretzka (23.) erhöhen können. Brandt scheiterte am starken australischen Schlussmann Mathew Ryan (27.).
Doch anstatt mit einem 3:0 für Sicherheit zu sorgen, geriet das Perspektivteam plötzlich unerwartet in Bedrängnis. Zunächst hatte die in diesem Moment unaufmerksame deutsche Abwehr Glück, als nach einem Freistoß von Aaron Mooy der aufgerückte Trent Sainsbury leichtfertig per Kopf vergab (37.). Vier Minuten später jedoch leitete ein Ballverlust von Kapitän Draxler im Mittelfeld einen schnellen Gegenangriff ein. Mustafi blockte den Versuch von Rogic zunächst noch mit dem Rücken ab. Beim Nachschuss des Profis von Celtic Glasgow sah Leno schlecht aus, weil ihm der Ball unter dem Körper durchrutschte.
Der zum Turnier-Kapitän auserwählte Draxler übernahm nach seinem Fehler dann die Verantwortung beim Elfmeter. Der starke Goretzka war von Massimo Luongo gefoult worden – und mit dem 100. Elfmeter-Tor in der deutschen Länderspiel-Historie sorgte Draxler für das 2:1.
Nach dem Wechsel kam bei den Australiern der frühere Bundesliga-Profi Robbie Kruse zur Belebung des Angriffsspiels – was sich bezahlt machte. Vor dem zweiten Gegentor ließ Leno den Ball nach vorne abprallen, so dass Juric zum 3:2 traf. Der Treffer wurde erst nach dem Videobeweis wegen des Verdachts auf ein Handspiel gegeben.
Löw brachte in der 58. Minute Timo Werner für Wagner und wenig später Niklas Süle für Brandt. Eine Viertelstunde vor Schluss durfte dann auch noch Emre Can für Stindl auf den Platz. Bei Chancen von James Troisi (73.), Kruse (79.) und Juric (80.) konnte sich Leno nach seinem unglücklichen Auftritt doch noch hervortun.
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(dpa)