München – Als die Basketballer der zehn teilnehmenden Teams am Meisterturnier der Bundesliga in ihrem Münchner Quarantäne-Hotel eintrudelten, wartete eine unliebsame Überraschung auf sie.
Dass sie noch einmal einen Corona-Test über sich ergehen lassen mussten und danach solange auf ihren Hotelzimmern isoliert wurden, bis das (bislang in allen Fällen negative) Ergebnis vorlag, war nach zahlreichen Tests im Vorfeld kein großes Thema. Dass sie aber zusätzlich während des gesamten Turniers im Hotel einen Tracing Chip, also eine Art Bewegungsmelder tragen sollten, sorgte dann doch für einige Diskussionen.
«Es kam nicht so gut an, weil es nicht früh genug kommuniziert wurde. Da hätte es einen etwas größeren Vorlauf geben können», kritisierte Maurice Stuckey von den Hakro Merlins Crailsheim. Schon im Vorfeld der Veranstaltung, bei der die Basketballer unter strengen Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen bis zum 28. Juni ihren deutschen Meister ermitteln, hatten sich viele Spieler nicht genug eingebunden gefühlt. Erst als Bayreuths Bastian Doreth gegenüber der Liga quasi als Athletensprecher auftrat, kehrte Ruhe ein.
Und nun wieder eine Überrumplungsaktion der Liga? Eine elektronische Fußfessel? Nein, vielmehr tauchte das Thema Tracing Chip erst am Mittwoch auf, als sich die Liga-Bosse mit dem Hygienebeauftragten Florian Kainzinger an der Spitze noch einmal zu einer letzten Absprache mit dem Gesundheitsamt München trafen. Dort wurde der Fall durchgespielt, was passiert, wenn trotz aller Vorkehrungen einer der beteiligten Spieler oder Betreuer im Hotel positiv getestet wird.
«Da war dann relativ klar, dass das Gesundheitsamt München sagt, ihr habt ein super Konzept, das noch sicherer ist als das im Fußball. Aber die Stärke des Konzepts ist gleichzeitig auch die Schwäche», sagte Kainzinger der Deutschen Presse-Agentur.
Denn: Das Gesundheitsamt machte deutlich: Gibt es einen positiv Getesteten, wird die 250 Personen umfassende «Basketball-Familie» im Hotel genauso behandelt, wie ein gewöhnlicher Familien-Haushalt mit vier Personen. Sprich: Die anderen sind Kontaktpersononen und gehen in Quarantäne. «Und das wäre natürlich der Super-Gau. Wenn das passiert, ist das ganze Turnier vorbei», sagte Kainzinger.
Also suchte die Liga wenige Tage vor dem Neustart unter Hochdruck nach einer Lösung. Der Vorschlag des Gesundheitsamtes, auch im Hotel eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes einzuführen und Abstandsregeln von eineinhalb Metern zu befolgen, kam für die Verantwortlichen nicht infrage. «Das ist genau das, was wir nicht wollten, weil wir den Spielern gesagt haben, ihr könnt Euch im Hotel frei bewegen und eine gute Zeit haben», sagte Kainzinger. Daher blieb eigentlich als Alternative nur noch die Einführung eines Tracing Chips, den alle Beteiligten im Hotel bei sich haben müssen.
Über den Chip des Münchner Softwareentwicklers Kinexon kann im Falle eines positiven Falls nachvollzogen werden, mit welchen Personen der positiv Getestete Kontakt hatte und vor allem wie lange diese Begegnung dauerte. So kann das Gesundheitsamt dann den Regeln des Robert-Koch-Instituts entsprechend entscheiden, wer neben dem positiv Getesteten vom Rest der Gruppe isoliert werden muss.
Die Teams wurden am Donnerstag über die Neuerung informiert, im Hotel gab es dann eine Einweisung durch einen Arzt. Und inzwischen hat sich die Aufregung um das Thema auch wieder gelegt. «Es kam ein bisschen kurzfristig, aber das ist nichts Großes. Es dient ja unserer Sicherheit, es soll ja keine Strafe sein», sagte Nationalspieler Andreas Obst von ratiopharm Ulm. Zumal die Daten anonymisiert erfasst werden. Die Profis von Alba Berlin brauchten sich sogar gar nicht groß umgewöhnen – sie nutzen einen solchen Chip bereits im Training zur Athletik-Analyse.
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(dpa)