Berlin (dpa) – Arne Friedrich hat als einziger deutscher Fußballer vor Bastian Schweinsteiger bei Chicago Fire gespielt.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt er, wie die Reaktionen in den USA auf den Wechsel des Weltmeisters ausgefallen sind, worauf sich sein langjähriger Nationalmannschafts-Kollege einstellen muss und dass er ihn nicht um seinen Rat gefragt hat.
Frage: Sie haben als bisher einziger Deutscher bei Chicago Fire gespielt und noch viele Kontakte nach Illinois. Wie wurde der Wechsel von Bastian Schweinsteiger dort aufgenommen?
Arne Friedrich: Ich hatte schon mit dem einen oder anderen Kontakt, und die Freude auf Basti ist riesengroß. Die Nachricht wurde sehr, sehr positiv aufgenommen. Aber die Erwartungen sind natürlich auch groß.
Joachim Löw hat gesagt, Schweinsteiger könne in Chicago «ein wenig untertauchen». Ist das als Star in der drittgrößten Metropole der USA überhaupt möglich?
Friedrich: Er wird schon ein etwas anonymeres Leben haben, als das in England oder Deutschland der Fall war. Aber er ist ein Weltstar, natürlich wird er erkannt werden.
Haben der Verein oder Schweinsteiger Sie im Vorfeld kontaktiert, um sich zu informieren?
Friedrich: Nein. Das ist eine Entscheidung, die jeder individuell treffen muss. Grundsätzlich habe ich schon noch Kontakt zu Basti, ich habe ihm auch geschrieben und gratuliert, aber er hatte bisher noch keine Zeit, sich zu melden.
Sind Sie froh, dass Sie nicht zur Amtszeit von Präsident Donald Trump in den USA gespielt haben?
Friedrich: Politisch bin ich sicherlich kein Trump-Anhänger. Aber als Spieler beschäftigt einen das nicht wirklich. Und das wird bei Basti auch nicht so sein. Ich durfte damals aber Barack Obama treffen, seine Frau stammt aus Chicago, das war schon durchaus spannend.
Und wie ist die MLS sportlich zu betrachten? Viele nennen Sie in einem Atemzug mit Ligen wie China oder Katar, in die man normalerweise nur aus finanziellen Gründen wechselt.
Friedrich: Ich kann über China oder Katar nicht viel sagen. Aber die MLS ist sicher besser, als sie dargestellt wird. Sie ist sehr professionell organisiert, es wird guter Fußball gespielt, vergleichbar mit dem oberen Drittel der 2. Bundesliga. Die Spieler sind unglaublich fit, nur taktisch gibt es noch etwas Nachholbedarf.
Trikots von Schweinsteiger wurden bereits wenige Minuten nach der Bestätigung des Wechsels für stolze 149 Dollar angeboten. Muss Schweinsteiger sich auf eine riesige Marketing-Maschine einstellen?
Friedrich: Im speziellen Fall des Trikots kann ich nur sagen: Es wäre dumm gewesen, das nicht zu tun.
Sie selbst arbeiten inzwischen in der Branche. Welches Image würden Sie Schweinsteiger in Chicago verpassen?
Friedrich: Basti ist Weltmeister, ein Weltstar, und deutsche Spieler sind in den USA ohnehin sehr angesehen. Seine berühmte Frau bringt auch einen großen Celebrity-Faktor mit. Von daher hat er jedes Potenzial, auch marketingtechnisch eine ganz große Rolle zu spielen.
ZUR PERSON: Arne Friedrich hat 82-mal für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gespielt, sehr oft an der Seite von Bastian Schweinsteiger. Von März 2012 bis Juni 2013 spielte er für Chicago Fire. Heute unterstützt er für die Werbeagentur Jung von Matt Spieler bei der Image- und Markenführung.
Fotocredits: Brian Kersey
(dpa)