Kailua-Kona – Für Sebastian Kienle ist ein Podestplatz allein keine Option mehr. Der 33 Jahre alte Ironman-Weltmeister von 2014 setzt deswegen im romantischen Inselparadies von Hawaii auf die Abteilung Attacke.
«Ich will eher einen möglichen ersten Platz als einen sicheren dritten. Genauso werde ich mein Rennen ausrichten», sagt Kienle in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er ist es, der die Herausforderer von Jan Frodeno anführt.
Kienle wird vor allem auf dem Rad seine Stärken ausspielen wollen. Ein anderer setzt auf den Marathon zum Schluss. Sein Name: Patrick Lange. Der mittlerweile 31-Jährige machte im vergangenen Jahr als Dritter das deutsche Podium perfekt und stellte in 2:39:45 Stunden einen Rekord für die abschließende Laufstrecke auf.
«Beim Laufen will ich den Turbo zünden», kündigt er nun vor seiner zweiten Ironman-WM im dpa-Interview an. Lange sieht sich aber nicht unter Siegzwang. «Ein dritter Platz, bei dem ich das Maximum aus meinem Körper geholt habe, ist für mich auch wie ein Sieg.»
Kienle reiste früh nach Hawaii, ist seit fast fünf Wochen auf der Insel, um sich perfekt zu akklimatisieren. Lange kam Ende vergangener Woche von seinem letzten Vorbereitungstrainingslager in Texas an. Drei Wochen trainierte er unter anderem mit dem Schweden Patrik Nilsson. Er gilt wie Lange als exzellenter Läufer. Aber auch Boris Stein war dabei. Ein weiterer Deutscher mit Ambitionen aufs Podium.
Vor einem Jahr wurde der 32-Jährige aus Eitelborn Siebter auf Hawaii. Keiner absolvierte die 180,2 Kilometer auf dem Rad allerdings schneller als Stein. «Als Erster in die Wechselzone nach dem Radfahren zu kommen, kann nicht das vorrangige Ziel eines ernsthaften Profis sein, aber für mich war es eine Option in einer Menge von Rennen», sagte er in einem Interview auf der Ironman-Homepage. «Wenn das Podium drin ist, bin ich bereit, alles auf eine Karte zu setzen.»
Kienle, Lange, Stein, Nilson, dazu ein Lionel Sanders aus Kanada, der die meiste Zeit seiner Vorbereitung drinnen verbracht hat und dessen Vita ebenso extrem ist wie das Rennen – der Kampf um die besten Plätze wird hart. Und er wird vermutlich eng.
Im Kampf um den ersten Platz wird einer fehlen. Der britische Ironman-Weltbestzeithalter Tim Don erlitt am Donnerstag einen Halswirbelbruch. Der 39-Jährige wurde beim Radtraining von einem Auto angefahren. Mit einem Halskorsett im Krankenbett liegend, blieb ihm nichts weiter übrig, als seinen Konkurrenten alles Gute zu wünschen fürs Rennen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen an diesem Samstag (18.35 Uhr MESZ).
Dann wird es für die beiden Kumpels Frodeno und Kienle das Renn-Wiedersehen nach einem Jahr. 2017 traten sie noch in keinem Wettkampf gegeneinander an.
An den Zieleinlauf in diesem Jahr hat Kienle trotz der langen Vorbereitungszeit vor Ort aber noch nicht gedacht. «Da sind eher die schwierigen Sachen, die davor kommen, wichtig», sagt er. Denn es ist langer Weg in der Hitze und im Wind Hawaiis. Unberechenbarkeit zeichnet das Kultrennen, das am Dig Me Beach losgeht und auf dem Alii Drive endet, unter den Ironman-Wettkämpfen aus. «Es herrschen hier keine Laborbedingungen», sagt Kienle mit Blick auf eine mögliche Rekordzeit unter acht Stunden.
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(dpa)