Rio de Janeiro – Noch knapp sechs Minuten Olympia, dann ist für die Männer aus dem Deutschland-Achter alles vorbei. Die Oberschenkel brennen, scharfes Sehen fällt schwer, der Kreislauf dreht durch. Ohne diese totale Erschöpfung geht es aber nicht.
«Es ist ganz wichtig, nach dem Rennen sagen zu können: Wir haben alles gegeben», sagt Eric Johannesen. Er kennt dieses Gefühl. Seit London vor vier Jahren auch in Kombination mit dem maximalen Erfolg: Olympiasieger.
In Rio de Janeiro wollen die Ruderer den Sieg im letzten Rennen der olympischen Regatta wiederholen. Dazu müssen sie am Samstag (16.24 Uhr) den ewigen Rivalen von der Insel nach drei Niederlagen in WM-Finals wieder schlagen. «Ich erwarte ein Duell um Gold zwischen Deutschland und Großbritannien. Die Briten haben hier schon gezeigt, was sie können», sagt Schlagmann Hannes Ocik über den Sieger des zweiten Vorlaufs. Dabei waren die Weltmeister auf der Lagoa Rodrigo de Freitas fast vier Sekunden schneller als Deutschland.
«Sie sind von der Physis im Vorteil, aber wir haben eine absolute Willensstärke und sind technisch sehr stark. Wir werden um jeden Meter kämpfen», verspricht Ocik. «Das Ziel ist Gold. Aber es muss klar sein, dass es sehr knapp ist», prognostiziert Johannesen.
Seit Donnerstag ist die Vorfreude noch größer. «Die Siege der Doppelvierer motivieren uns für Samstag, den Schwung wollen wir jetzt mitnehmen», sagt Ocik. Er, Malte Jakschik, Maximilian Munski und Felix Drahotta kennen Achter-Finals bei Olympia bislang nur als Zuschauer.
Durch den vielen Wind und die Verschiebung des Hoffnungslaufs von Mittwoch auf Donnerstag haben alle Boote bis auf die beiden großen Kontrahenten einen Ruhetag weniger. Das ist ein kleiner Nachteil für die USA, die Niederlande, Neuseeland oder Polen. Johannesen warnt dennoch vor den vor allem im Vorfeld von Olympia stark eingeschätzten Niederländern: «Ich würde nie jemanden abschreiben. Das wichtigste ist, keinen Gegner zu unterschätzen.»
Die Taktik für Samstag hat sich das Paradeboot des Deutschen Ruderverbands (DRV) bereits zurecht gelegt. «Wir müssen das Tempo von Anfang an hoch halten», sagt Johannesen. «Die anderen müssen dauernd denken: Die Deutschen sind noch immer vorne.» Auf den mittleren 1000 Metern gelte es dann, das übliche Loch möglichst klein zu halten. «Hinten raus kommt uns unsere Sprintfähigkeit dann zu gute, da wollen wir es entscheiden.»
Neben dem Achter hatten es in Rio nur zwei Boote des DRV in ein Finale geschafft, vor vier Jahren waren noch acht deutsche Boote im Kampf um die Medaillen bis zum Schluss dabei. Doch die Aussicht auf drei Mal Gold verspricht dennoch eine gute Bilanz.
«Wenn der Achter erfolgreich ist, das wäre das absolute i-Tüpfelchen nach den zwei Goldmedaillen. Das wäre ein Traum», sagt DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock. «Wir hatten vorher gesagt wir wollen zwei bis vier Medaillen und davon ein bis drei goldene. Wir sind jetzt mitten im Ziel. Deswegen ist alles grün.»
Mit der Erwartungshaltung von außen kann Achter-Bundestrainer Ralf Holtmeyer ohnehin nicht so viel anfangen. «Was die anderen erwarten ist zwar interessant, aber nicht so wichtig.» Dennoch gilt auch für ihn das Motto: «Go for Gold.»
Fotocredits: Ralf Hirschberger
(dpa)
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