Rio de Janeiro – Bei der nächsten Olympia-Show des Michael Phelps weinte Philip Heintz trotz Rekords und der besten Platzierung eines deutschen Schwimmers bittere Tränen.
Über 200 Meter Lagen schwamm Phelps erneut vorweg, doch dahinter hatte sich der Heidelberger Heintz im ohrenbetäubenden Jubel echte Hoffnungen auf Überraschungs-Edelmetall gemacht. In 1:57,48 Minuten steigerte der EM-Zweite von 2014 seinen deutschen Rekord aus dem Vorlauf, war danach auf Platz sechs aber untröstlich.
«Die Zeit ist zu langsam. Ich bin seit vier Jahren jeden Abend mit dem Ziel eingeschlafen, hier eine Medaille zu holen», sagte er schluchzend. 0,43 Sekunden fehlten zu Bronze. «Jetzt haben vier Zehntel gefehlt, das ist scheiße, wenn man weiß, dass man es kann und es nicht schafft. Das tut einfach weh. Die letzten zehn Meter haben mich die Kräfte verlassen.» Die mögliche Überraschung durch Heintz wäre der Lucky Punch der medaillenlosen deutschen Schwimmer gewesen.
Phelps gewann als erster Schwimmer zum vierten Mal Olympia-Gold nacheinander über die 200 Meter Lagen. Bei der US-Hymne kämpfte er mit den Tränen. Wenige Minuten später erreichte er über 100 Meter Schmetterling sicher das Finale als Fünfter. In Rio sind für ihn noch die Goldmedaillen fünf und sechs möglich.
Rückenschwimmer Christian Diener hingegen konnte sich anders als Heintz auch über Platz sieben über 200 Meter freuen. Der EM-Zweite von 2014 schlug in weiterer persönlicher Bestzeit von 1:56,27 Minuten an. Der Potsdamer ging das Rennen erneut mutig an, lag nach der Hälfte auf Platz drei, konnte dann aber das Tempo nicht halten. Trotzdem war er «superzufrieden. Ich bin über die Kotzgrenze rausgegangen. Die letzten 50 Meter waren auaauaaua. Ich wollte alles geben, Scheiß auf die Taktik», sagte Diener gleich nach den Rennen vor den ZDF-Kameras. «Ich wollte nicht Letzter werden. Das habe ich geschafft.» Der Amerikaner Ryan Murphy gewann.
Die umstrittene Russin Julija Jefimowa gewann ihre zweite Medaille. Nach Silber über 100 Meter wurde die Brustschwimmerin auch über 200 Meter Zweite. Die wegen ihrer Dopingvergangenheit von weiten Teilen des Publikums abgelehnte Jefimowa kassierte bei der Vorstellung weniger Pfiffe als zuvor. Im Becken wurde sie erneut von der Konkurrenz ignoriert. Die Japanerin Rie Kaneto setzte als Olympiasiegerin die Erfolgsserie des Gastegebers der Spiele in Tokio 2020 fort. Über 100 Meter Freistil gewannen in 52,70 Sekunden zeitgleich die Amerikanerin Simone Manuel und die erst 16-jährige Kanadierin Penny Oleksiak.
Beide deutschen Rückenschwimmerinnen hatten mit dem Finaleinzug über 200 Meter nichts zu tun. Lisa Graf war nach persönlicher Bestzeit im Vorlauf in 2:09,56 im Halbfinale langsamer. «Der Start war komplett scheiße, danach war ich schon weg vom Feld», sagte Graf. Jenny Mensing kam auf Platz 16. «Natürlich habe ich andere Vorstellungen gehabt», sagte die Wiesbadenerin.
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(dpa)