Rio de Janeiro – Enttäuscht und frustriert trotteten die deutschen Fechter einer nach dem anderen von der Olympia-Planche. Geschlagen. Erst Carolin Golubytskyi, dann Max Hartung und zuletzt auch Matyas Szabo – allesamt scheiterten sie, noch bevor es um die Medaillen ging.
Zum ersten Mal seit 1980 schaffte es kein deutscher Fechter bei Olympia aufs Treppchen. «Uns bricht die Basis weg», sagte der 26-jährige Hartung mit Blick auf die einstige Fechtnation.
Die Trainerlegende Emil Beck, die Medaillengewinner Matthias Behr und Anja Fichtel, zuletzt Benjamin Kleibrink und Britta Heidemann – die Namen stehen für große deutsche Erfolge im Fechten. Jetzt droht der Anschluss an die Weltspitze abzureißen. Ausgerechnet in der Sportart, in der IOC-Präsident Thomas Bach 1976 Olympia-Gold mit der Mannschaft gewann. 1988 räumte die Bundesrepublik sogar ganze sieben Medaillen ab, eine weitere ging an die DDR.
Sportdirektor Sven Ressel hatte schon vor den Spielen gemahnt, man dürfe die Athleten diesmal nicht nur an Medaillen messen. Die Medaillenvorgabe von ein bis zwei Plaketten sei auch schon vier Jahre alt, betonte Ressel. «Wir haben aber natürlich auch gehofft, dass sich der ein oder andere Fechter besser entwickelt.» Ambitionen auf das Treppchen hatten die Kandidaten allemal.
Die dramatisch beleuchtete Fecht-Arena von Rio mit den vier kreuzförmig angelegten, bunten Planches brachte den Deutschen kein Glück. Golubytskyi mit dem Florett schied am Mittwoch schon im ersten Gefecht gegen die Polin Hanna Lyczbinska aus, verletzte sich zudem am linken Außenband – nach dem Duell kam sie direkt ins Krankenhaus, sollte womöglich noch in Brasilien am Knie operiert werden.
Säbel-Ass Hartung startete vielversprechend, zog dann aber gegen den Amerikaner Daryl Homer den Kürzeren. Der US-Fechter schlug anschließend auch den 24-jährigen Szabo, dessen Vater Vilmos die Säbelfechter trainiert. «Ich habe scheiße angefangen», ärgerte sich Szabo, der erstmals bei Olympia antrat. «Das rächt sich dann halt hinten raus.» Bereits am Sonntag war Florettfechter Peter Joppich im Achtelfinale gescheitert.
Die Säbelfechter hätten sich nichts vorzuwerfen, sagte Szabo: «Was die anderen Waffen machen, ist natürlich scheiße, dass da so wenig da waren. Aber über deren Probleme möchte ich nicht reden. Das ist nicht mein Bier.» Lockerer nahm es Hartung: «Ich mache jetzt erst mal ein bisschen Pause, heute Abend vielleicht ein Caipirinha. Und dann mal schauen, ob die Welt morgen ein bisschen besser aussieht.»
Ein trauriger Sportdirektor Ressel sagte über die vielen Siege von einst: «Wer ganz oben ist und dann tief fällt, der wird ganz anders wahrgenommen.» Für die Zukunft des Deutschen Fechter-Bunds (DFeB) wollte er dennoch nicht schwarzmalen. «Mir macht Hoffnung, dass die anderen Nationen irgendwann auch nicht mehr der Lage sein werden, die finanziellen Mittel permanent in dieser Höhe auszugeben wie sie es momentan tun.» Russland etwa investiere derzeit Millionen in seine Fechter.
Ähnlich sieht es Szabo: «Wir können einfach nicht mithalten mit anderen Nationen. Die haben Profi-Fechter. Ich muss studieren und versuchen, irgendwas aus meinem Leben zu machen, wenn ich fertig bin hiermit.»
Ressel forderte die Unternehmen in Deutschland daher auf, die deutschen Sportler beruflich besser abzusichern. «Es fehlt die breite Unterstützung. Da muss viel passieren», meinte auch Hartung. Damit Deutschland auch wieder olympische Fecht-Medaillen bejubeln kann.
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(dpa)