Rio de Janeiro – Im brasilianischen Regen hat sich die nächste Medaillenhoffnung der deutschen Radsport-Mannschaft zerschlagen. Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer kam auf nasser Strecke nicht über einen enttäuschenden achten Platz im olympischen Einzelzeitfahren über 29,7 Kilometer hinaus.
Stattdessen holte sich die Amerikanerin Kristin Armstrong – nicht verwandt oder verschwägert mit dem gefallenen Ex-Toursieger Lance Armstrong – einen Tag vor ihrem 43. Geburtstag als erste Frau zum dritten Mal in Serie den Titel.
Besonders pikant war der zweite Platz der Russin Olga Zabelinskaja, die nur einen Rückstand von 5,55 Sekunden aufwies. Erst kurz vor den Sommerspielen hatte sich 36-Jährige erfolgreich eingeklagt, nachdem sie wegen eines früheren Dopingvergehens eigentlich ausgeschlossen werden sollte. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte aber die IOC-Maßnahme, russische Sportler mit Doping-Vergangenheit auszuschließen, wieder kassiert. Platz drei belegte die niederländische Straßen-Olympiasiegerin Anna van der Breggen.
Brennauer (Durach), die vor zwei Jahren in Ponferrada noch den Titel geholt hatte, wurde mit einem Rückstand von 56 Sekunden auf Armstrong gestoppt. «Ich bin natürlich enttäuscht. Unterwegs habe ich mit Blick auf meine Werte gedacht, das muss ein Toprennen sein. Man muss in Ruhe analysieren, was die Zeit gekostet hat», sagte Brennauer.
Für die deutsche Meisterin Trixi Worrack (Erfurt) blieb 2:26 Minuten zurück sogar nur der 16. Platz. «Es war sehr schwer, viel Regen, viel Wind. Ganz andere Bedingungen als in den letzten Tagen. Die Fahrer, die Chancen aufs Podium haben, nehmen Risiko. Ich nicht», erklärte Worrack, die erst im März bei einem schlimmen Sturz in Italien eine Niere verloren hatte.
Damit blieb der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auch im dritten Wettbewerb auf der Straße ohne Podestplatz. Nach dem Frauen-Rennen stand am Mittwoch noch das Männer-Zeitfahren auf dem Programm, in das der dreimalige Weltmeister Tony Martin mit Außenseiter-Chancen ging.
Schon nach der ersten Zwischenzeit bei Kilometer zehn war klar, dass für die Deutschen das Podest nicht zu erreichen war. Brennauer wurde mit 52 Sekunden, Worrack mit 1:25 Minuten Rückstand gestoppt.
Armstrong und Zabelinskaja lieferten sich ein Kopf-Kopf-Rennen. Erst lag die Amerikanerin vorn, bei der zweiten Zwischenzeit dann Zabelinskaja. Am Ende durfte aber die 42-Jährige aus Boise/Idaho ihre Zeitfahrmaschine in die Luft stemmen, ehe sie in Tränen ausbrach.
Durch den starken Regen am Morgen war die Strecke schwer zu fahren. Zu schlimmen Stürzen wie noch in den Straßenrennen am Wochenende kam es aber nicht. Einzig die Niederländerin Ellen van Dijk kam als Viertplatzierte kurz von der Strecke ab, was ihr bei einem Rückstand von 22 Sekunden womöglich sogar Gold gekostet hat.
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(dpa)