Rio de Janeiro – Der Olympia-Park in Barra ist mit seinen Absperrgittern und den unebenen Schotterwegen eine einzige Baustelle, das Athleten-Dorf verlangt gute Nerven von seinen Bewohnern – doch über die sportlich wichtigsten Schauplätze in Rio de Janeiro gibt es kaum Beschwerden.
Die deutschen Olympia-Teilnehmer sind mit den Spielfeldern, Hallen und Regatta-Strecken zum allergrößten Teil zufrieden. «Uns sind keine Klagen über Wettkampfstätten und Trainingseinrichtungen bekannt», sagte Chef de Mission Michael Vesper nach den ersten Wettkampftagen in der brasilianischen Metropole.
Pudelwohl fühlen sich etwa die Turner in der 12 000 Zuschauer fassenden Olympia-Arena in Barra. «Die Halle ist in einem Topzustand, da gibt es keine Probleme», berichtete Lukas Dauser. Für Zuschauer und Journalisten sind die Wege dorthin zwar offensichtlich nicht fertiggestellt, doch in der Wahrnehmung von Fabian Hambüchen, Sophie Scheder und Co. spielt das kaum eine Rolle. Viel weniger zumindest, als die in den brasilianischen Nationalfarben gelb-grün getünchten Geräte.
Auch der Handball-Nationalmannschaft gefallen die Rahmenbedingungen in Brasilien. «Die Infrastruktur passt, die Zuschauer gehen mit, unsere Fans inklusive der Hockeyspieler waren herausragend, und das Spiel gegen Brasilien wird am Donnerstag das nächste atmosphärische Highlight. Der olympische Handball lebt hier», sagte Teammanager Oliver Roggisch nach dem Sieg gegen Polen.
Das unerwartet frühe Ende der Einzelmedaillen-Hoffnungen von Fahnenträger Timo Boll und Europameister Dimitrij Ovtcharov hatte mit den Möglichkeiten für die Tischtennis-Spieler nichts zu tun. «Die Wettkampf- und Trainingsbedingungen hier sind absolut in Ordnung. In der Trainingshalle stehen genügend Tische zur Verfügung», berichtete DTTB-Sportdirektor Richard Prause. «Für uns ist immer wichtig, dass wir – wie hier gegeben – einen kurzen Anfahrtsweg bis zur Halle haben, weil die Spieler teilweise zweimal am Tag Wettkämpfe bestreiten und zwischendurch regenerieren oder etwas essen.»
Bei den Ruderern dagegen kostet die Fahrt zur Lagoa Rodrigo de Freitas täglich immer fast eine Stunde pro Strecke. Fällt eine Einheit etwa wegen zu viel Windes aus, kann sie wegen des logistischen Aufwands nicht einfach etwas später nachgeholt werden. «Die Anlage selbst ist gut», sagte Achter-Cheftrainer Ralf Holtmeyer dennoch, nachdem es im Vorfeld Bedenken wegen der Wasserqualität gab.
Beim Tennis dagegen ist die Zufriedenheit nicht so groß. «Es ist kein Highlight. Es ist halt funktional. Aber es ist jetzt auch nicht grottenschlecht», beschrieb Laura Siegemund ihre Eindrücke. «Die ersten Tage waren noch ein bisschen chaotisch. Es ist nicht so, dass nichts klappt. Ich konzentriere mich auf mein Tennis, die kleinen Makel übersieht man dann», bemerkte Angelique Kerber.
Die Bundestrainerin hat damit allerdings so ihre Probleme und übte deutliche Kritik. «Was ich persönlich schwierig finde, ist, dass es halt relativ dreckig überall ist, ob hier die Umkleiden oder im Dorf», sagte Barbara Rittner. «Ich finde es unglaublich anstrengend dadurch, dass viele Dinge nicht funktionieren.»
Turmspringer Sascha Klein wählte eine maximal pragmatische Sichtweise bei der Frage nach seinem Eindruck von den Wettkampfstätten: «Turm und Brett sind da, und rutschig ist es auch nicht.»
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Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)