Rio de Janeiro – Lars Flüggen darf auch an der berühmten Copacabana seinen besonderen Tick pflegen. Der Hamburger Beachvolleyball-Profi, der zusammen mit Markus Böckermann das einzige deutsche Männerteam beim olympischen Turnier bildet, spielt mit einem alten Schlapphut.
Schon als Fünfjähriger hatte Flüggen den Hut von seiner Mama als Sonnenschutz für einen Urlaub an der Nordsee bekommen. Als 2015 die erste gemeinsame Saison mit Partner Böckermann etwas ins Stocken geriet, «habe ich ihn rausgeholt und es lief», erinnert sich der Abwehrspezialist.
Seitdem ist Flüggen auf den Beachplätzen der Welt als Mann mit dem ungewöhnlichen Talisman unterwegs. Für Rio der Janeiro hat er sich beim Weltverband extra eine Genehmigung dafür eingeholt. Der 26-jährige Flüggen und der vier Jahre ältere Böckermann fanden sich erst Ende 2014 zu einem Team zusammen. Böckermann hatte bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren in London als Tribünengast den Finalsieg von Julius Brink und Jonas Reckermann live erlebt. «Das war eine richtige Motivationsspritze», sagte der Profi – und rief später bei Flüggen an, der schon mit einem Karriere-Ende geliebäugelt hatte.
Im Schnelldurchgang stieg das neue Team zur deutschen Nummer eins auf, profitierte dabei auch von den Schwächen der Konkurrenz. Schon bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt auf der Welttour im chinesischen Fuzhou überraschte das Duo vom Club an der Alster mit dem Sieg, ein weiterer Open-Erfolg folgte in Katar.
Zwischendurch aber war das große Ziel Olympia in großer Gefahr. Erst plagte sich Blocker Böckermann mit einer hartnäckigen Knieverletzung herum, dann musste Ausputzer Flüggen am Knie operiert werden. Die WM im Vorjahr in Den Haag, bei der die meisten Qualifikationspunkte für Rio gesammelt werden konnten, verpassten beide.
Doch die Hamburger trotzten den Schwierigkeiten. «Mit Leidenschaft kann man auch heute noch viel erreichen», sagte ihr Trainer Bernd Schlesinger. Den Härtetest bestanden Böckermann/Flüggen Anfang Juni beim Heimspiel am Rothenbaum, als sie im direkten Duell um einen olympischen Startplatz das favorisierte Berliner Duo Kay Matysik und Jonathan Erdmann bezwangen.
Hutmann Flüggen wäre schon stolz, wenn er mit seinem Partner an der Copacabana die schwere Vorrunde überstehen und ins Achtelfinale einziehen würde. Nach dem ersten Spiel in der Nacht zum Sonntag gegen das starke polnische Duo Bartosz Losiak und Piotr Kantor folgen die Gruppenduelle mit den niederländischen Ex-Weltmeistern Brouwer/Meeuwsen sowie den unbequemen Russen Barsouk/Liamin. Bei einem Weiterkommen wären es dann noch zwei Spiele bis zum Halbfinale. «Sicher gehören wir nicht zu den Favoriten, aber möglich ist fast alles», sagte Trainer Schlesinger.
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(dpa)