Schaut man sich die Starthände von tighten Pokerspielern an, wird einem auffallen, dass sie entscheidend mit den eigenen Chipständen und denen der Gegner in Zusammenhang stehen. So wird man bei Spielern mit kleinen Stakes vor allem Highcards und gute Pocket Pairs sehen und selten bis kaum suited connectors oder andere spekulative Hände. Sind beide Spieler allerdings deep, sieht man plötzlich mehr dieser Hände, die am Flop in der Regel hinten liegen, aber in der Lage sind, große Pötte zu gewinnen. Diese Fähigkeit liegt an den Implied Odds, die einem Karten und Chips eröffnen. Implied Odds sind die möglichen Gewinne, die man mit einer Hand gewinnen kann. Kann man vom Gegner nur wenig Chips holen, sind diese Implied Odds sehr viel beschränkter als in einem Spiel, wo beide deep sind und große Mengen an Chips verlieren können.
Beispiel:
Spieler A hält 67. Er raist aus später Position. Der BB callt.
Am Flop kommt 45K gibt Spieler A einen Open End Straightdraw.
Der BB spielt nun den Flop an und signalisiert eine Hand. Die Entscheidung des Spieler A, nun weiterzuspielen hängt davon ab, wieviel er mit dieser Hand gewinnen kann. Ist der BB ein sehr tighter Spieler, ist die Möglichkeit, ihm seinen Stake abzunehmen, sehr begrenzt, jedoch nicht unmöglich. Hält er z.B. ein set oder two pair ist er oft dazu bereit, broke zu gehen. Eine natürliche Begrenzung setzen dagegen die Chipstände.
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass auf der nächsten Karte die Straße kommt, liegt bei ca. 1:5. Spieler A muss als mindestens das Fünffache dessen gewinnen, was er nun zum Sehen einsetzt. Spielt der BB ein vernünftiges Spiel wird diese Karte aber so teuer machen, dass Spieler nicht die direkten Odds erhält, um ein weiterspielen zu rechtfertigen. So kann man nur darauf hoffen, dass die implied odds dies doch möglich machen.
Nehmen wir an, im Pot liegen €8,5. Der BB setzt €6 zu einem Pot von €14,5. Die Odds ergeben ein Verhältnis etwas mehr als 1:2,4, was zu wenig ist. Hat der BB allerdings noch einen stake von €15 und kann man davon ausgehen, er geht mit seiner Hand broke, macht dies ein weiterspielen profitabel.
Gleiches gilt, wenn man überlegt, preflop auf setvalue zu callen. Bei einem Shortstake rechtfertigen die implied odds oft nicht den call, da die Chance auf ein Set am Flop bei gerade mal 1:7 liegt und man nicht immer davon ausgehen kann, dann auch den kompletten Stake des Gegners zu bekommen.