Berlin – Nach 30 Jahren stellt RTL zum Ende der Saison seine Live-Berichterstattung von der Formel 1 ein. Die Rechtekosten sind nach Angaben des TV-Senders zu hoch. RTL hatte die wichtigste Motorsport-Serie seit 1991 übertragen.
Wo die Formel 1 ab dem kommenden Jahr in Deutschland gezeigt wird, ist noch nicht bekannt. Als Interessent gilt der Pay-TV-Sender Sky, der in der am 5. Juli beginnenden Saison noch parallel zu RTL überträgt. Das Unternehmen wollte sich dazu bisher nicht äußern.
Grund für das RTL-Aus zur kommenden Saison sind finanzielle Gründe. «Wenn Konkurrenten im Spiel sind, die bereit sind, das Doppelte zu bieten, muss man sich mit einem Ausstiegsszenario zwangsläufig auseinandersetzen», sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe. RTL will «auch zukünftig selbstverständlich versuchen, unseren Zuschauern attraktive Sportangebote zu präsentieren. Klar ist, dass dabei wirtschaftliche Limits ebenso eine Rolle spielen wie die veränderten Wettbewerbsbedingungen.»
Die Formel 1 hatte sich nach dem Hype der Michael-Schumacher-Jahre zuletzt auf einem beachtlichen Quoten-Niveau stabilisiert. Im Jahresdurchschnitt aller 21 Formel-1-Übertragungen kam RTL im Vorjahr auf 4,05 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,2 Prozent.
RTL-Geschäftsführer Jörg Graf sagte nun: «Der Wettbewerb um die TV-Rechte hat sich verändert, den Markt teils überhitzt und damit den durchaus ambitionierten, dennoch wirtschaftlich vertretbaren Rahmen verlassen, den wir uns gesteckt haben.» RTL zeigt derzeit Spiele der Fußball-Nationalmannschaft und hat sich zuletzt Rechte für die Europa League und die neu geschaffene Europa-Conference-League gesichert.
Möglich ist in Deutschland auch, dass die Motorsport-Serie wie in Großbritannien nur noch im Pay-TV läuft. Dort bekommen Fernsehzuschauer die Formel 1 seit 2019 nur dann live zu sehen, wenn sie ein Sky-Abonnement besitzen. Die einzige Ausnahme ist der Große Preis von Großbritannien, der auch weiterhin im Free-TV übertragen wird. Zuvor waren die Rennen 40 Jahre lang im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt worden.
Fotocredits: Christian Bruna
(dpa)