München – Für diesen Rückkehrer im Kollegenkreis gab’s in der Gute-Laune-Woche des FC Bayern ein besonders herzliches «Hallo». Niklas Süle mischt exakt acht Monate nach seinem Kreuzbandriss im linken Knie wieder im Teamtraining mit.
Gemeinsam mit dem deutschen Fußball-Nationalspieler kehrte auch Philippe Coutinho nach seiner Sprunggelenkoperation vor dem Heimspiel des frischgekürten deutschen Fußball-Meisters am Samstag (15.30 Uhr) gegen Europa-League-Anwärter SC Freiburg zur Mannschaft zurück. Für Trainer Hansi Flick sind das positive Nachrichten beim Blick auf die noch unerfüllten Titelziele in DFB-Pokal und Champions League.
Vor dem ersten «Reinschnuppern» (Flick) am Donnerstag musste das Profi-Duo aber zunächst zwei negative Corona-Tests nachweisen. Dem Procedere unterzogen sich aktuell auch die Vereinsbosse, um nach dem vorschriftsmäßigen Distanz-Jubel von Bremen am Samstagabend bei einem Meisteressen in einem kleinen, auserwählten Kreis den achten Titelgewinn in Serie in einem festlicheren Rahmen feiern zu können.
Auch Süle und Coutinho dürfen dann dabei sein. Ihr Fußball-Comeback in den leeren Geisterspiel-Arenen wird dagegen noch Zeit benötigen. Beim 28-jährigen Coutinho wird das Pokalendspiel am 4. Juli in Berlin gegen Bayer Leverkusen angepeilt. Und bei Süle? Da hatte sich Flick zu Wochenbeginn zurückhaltend geäußert. «Ich würde mal das Ziel August nennen» – also das Finalturnier der Champions League.
«Wir wollen es nicht überstürzen», mahnte der Coach. Auf einem Trainings-Video war der Tatendrang des 24-jährigen Süle sofort wieder zu erkennen. «Niklas hat schon auch den Wunsch geäußert, dass er dieses Jahr noch mal spielen möchte», verriet Flick. Man müsse aber abwarten, wie das operierte Knie die steigende Belastung verkrafte.
Flick hat ja keinen Handlungsdruck, weder beim Abwehrhünen Süle noch Offensivspieler Coutinho, dessen Leihe vom FC Barcelona eigentlich zwischen dem letzten Ligaspiel in Wolfsburg und dem Pokalfinale in Berlin endet. Der Bayern-Trainer kann im Ligaendspurt alles auf das nächste Ziel – den Double-Gewinn gegen Leverkusen – ausrichten.
«Bis zum Pokalfinale haben wir zwei Wochen, um Dinge gezielt zu trainieren», sagte Flick. Gegen Freiburg geht es höchstens darum, im Siegrhythmus zu bleiben – und vielleicht noch die Marke von 100 Saisontoren anzugreifen. Bei 93 stehen Robert Lewandowski und Co., der designierte Torschützenkönig erzielte ein Drittel (!) davon.
Flick könnte eine Rotation light wählen, falls er nach den jüngsten Strapazen besonders geschlauchten Stammkräften eine Pause gönnen möchte. Hinten links wird er wechseln müssen, weil Alphonso Davies nach Gelb-Rot in Bremen gesperrt ist. 80-Millionen-Einkauf Lucas Hernández, für den das erste Bayern-Jahr trotz des Meistertitels auch aus Verletzungsgründen frustrierend verlief, dürfte Davies ersetzen. «Lucas hatte hier keine einfache Zeit. Jeder Spieler braucht einen Rhythmus, den konnte ich ihm leider nicht geben», bemerkte Flick.
Freiburg-Coach Christian Streich rechnet nicht mit Meister-Bayern, die es locker angehen lassen: «Die haben natürlich auch als Meister noch Bock zu spielen.» Er kennt das ja schon. 2017 gastierte der Sportclub am letzten Spieltag in der Allianz Arena. Die Münchner standen auch damals schon als Meister fest – und die Freiburger kämpften auch damals um den direkten Einzug in die Europa League.
Was passierte? Die Bayern siegten beim stimmungsvollen Abschied von Kapitän Philipp Lahm 4:1. Diesmal wird zumindest der Rahmen ohne 75.000 Zuschauer und die Meisterschale, die den Bayern erst in einer Woche in Wolfsburg überreicht wird, ein völlig anderer sein.
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(dpa)