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Vorsichtige Gedankenspiele: Rückkehr der Fans in 2020?

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Berlin – Noch sind es Gedankenspiele. Doch die vorsichtigen Aussagen von Oliver Kahn wecken die Hoffnung auf die Rückkehr zumindest einiger Fußball-Fans in die Stadien noch in diesem Jahr.

«Natürlich haben wir uns das mal angeschaut», sagte das Vorstandsmitglied von Rekordmeister FC Bayern in der TV-Sendung «Sky90». Er sei «ein absoluter Freund davon, früher oder später wieder über Zuschauer nachzudenken». Voraussetzung ist die Einhaltung strenger Corona-Auflagen, die momentan sogar die Ausrichtung des Champions-League-Finales in Deutschland möglich machen könnten.

In naher Zukunft könne es allenfalls um «einen Bruchteil der Vollbesetzung» gehen, betonte der 50-Jährige am Sonntagabend und nannte mit Blick auf das aktuelle Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga eine Zahl von «10.000 bis 11.000» Zuschauern für die Münchner Allianz Arena. Diese fasst bei Bayern-Heimspielen in der Bundesliga sonst 75.000 Besucher und bietet ausreichend Platz, den Mindestabstand einzuhalten. Problembereiche bleiben unter anderem die Anreise zum Stadion und die Auswahl der zugelassenen Zuschauer.

Partien mit Fans noch in dieser Saison, in der nach vier Spieltagen seit dem Neustart Geisterspiele zur befremdlichen Normalität geworden sind, bleiben illusorisch. Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen mit Zuschauern in Deutschland untersagt, die Entscheidungshoheit über genaue Zahlen liegt bei den Bundesländern. Die kommende Spielzeit dürfte aber nicht vor September beginnen – Ende August will die Europäische Fußball-Union noch die Europapokal-Wettbewerbe abschließen. In Deutschland?

«Das wäre sicherlich nichts Verkehrtes», sagte Kahn angesprochen auf München als möglichen Ausrichter eines Mini-Turniers der Königsklasse, es kämen aber sicherlich auch andere Städte infrage. Die UEFA prüft nach eigenen Angaben derzeit mehrere Optionen. Laut «New York Times» soll das Finale aber nicht mehr in Istanbul stattfinden. An nur einem Ort könnten zudem die Partien ab dem Viertelfinale nur noch in einem K.o.-Duell entschieden werden, nicht in Hin- und Rückspiel.

«Wir nehmen es so, wie es kommt», sagte Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic bei Sky. Die Bayern müssen noch ihr Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea bestreiten, RB Leipzig steht bereits im Viertelfinale. Für die Organisation eines neuen Turnierformats stünden Stand heute nur wenige Städte bereit, laut Medienberichten beispielsweise auch Lissabon. Neben einem hochmodernen Stadion müssten unter anderem die Reisefreiheit und das geringstmögliche Risiko eines neuen Infektionsherdes gegeben sein. Das UEFA-Exekutivkomitee berät das weitere Vorgehen am 17. Juni.

Wegen der unklaren Lage im europäischen Fußball nannte die «Bild am Sonntag» den 11. September und sogar Ende September als mögliche Termine für den Bundesliga-Saisonstart 2020/21. Die Liga könnte dann ohne Pause im Winter durchspielen. Dass dann, wenn es die Infektionsrate zulässt, teilweise wieder Zuschauer zugelassen werden, hatten zuletzt auch die Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD/Niedersachsen) und Michael Kretschmer (CDU/Sachsen) angeregt.

Kahn betonte, es müsse immer die Gesundheit der Zuschauer und natürlich auch der Spieler gewährleistet sein. «Ja, Stück für Stück sollten wir weiterdenken. Dortmund gegen Bayern München ohne Zuschauer – das ist Wahnsinn. Aber im Moment müssen wir das so hinnehmen und einfach annehmen», sagte er.

Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß mahnte am Wochenende, die Zukunft des Profi-Fußballs werde «zu kurzfristig» diskutiert. «Was mich umtreibt, ist die Frage, was ist in einem halben Jahr? Können wir dann mit Zuschauern spielen, denn der Fußball braucht natürlich Zuschauer im Stadion», sagte Hoeneß im Radiosender Bayern 1.

«Wenn es nicht einen Impfstoff in den nächsten sechs Monaten gibt, dann wird es ganz, ganz schwierig, bis Weihnachten in der Allianz Arena mit 75 000 Zuschauern zu spielen.», sagte der 68-Jährige bei «Heute im Stadion XXL»: «Und wenn das nicht möglich ist, wird auch der FC Bayern keine Gewinne machen können. Da können eigentlich nur Vereine richtig überleben, die so ein dickes Polster haben wie der FC Bayern.» Für den Fußball sei das eine schwierige Situation, auch für den Wettbewerb.

Fotocredits: Martin Meissner
(dpa)

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