München – Mitternacht war längst vorbei, als Uli Hoeneß in sein neues Leben als Ex-Präsident des FC Bayern München startete.
«Ich muss das alles erst noch verarbeiten. Es war eine emotionale Sache», sagte der 67-Jährige nach einer langen Jahreshauptversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters, die eine perfekte Inszenierung war.
«Ich habe mich so sauwohl gefühlt», sagte Hoeneß, der die Münchner Olympiahalle in der Nacht als Ehrenpräsident verließ. Dem entsprechenden Antrag, den sein zum nächsten Bayern-Präsidenten gewählter Nachfolger Herbert Hainer gestellt hatte, stimmten die 6091 anwesenden Mitglieder mit lautem Applaus zu.
Nur über ein paar «Krakeeler» bei den teilweise kritischen Wortmeldungen am Ende der Versammlung ärgerte sich Hoeneß mal wieder gewaltig. Hoeneß‘ Blick in die Zukunft, in der er nach 40 Jahren in vorderster Reihe nur noch ein einfaches Mitglied im Aufsichtsrat des Clubs sein wird, blieb vage: «Ich muss mein Leben neu orientieren.»
In der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ehemaligen Adidas-Chef Hainer, der sich nach seiner Wahl ins höchste Vereinsamt «stark berührt» zeigte, demonstrierte Hoeneß gleich mal eine neue Form der Zurückhaltung beim Trainerthema. «Vor drei Tagen hätte ich die Frage vielleicht noch beantwortet. Ich fühle mich nicht autorisiert, in der Position, die ich jetzt habe, solche Gedanken zu artikulieren», sagte der Ex-Präsident. Es ging dabei um die Einschätzung der von einem Fan bei der Jahreshauptversammlung gewünschten Rückkehr von Pep Guardiola, der von 2013 bis 2016 Bayern-Trainer war.
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuvor in der Versammlung verkündet, dass Niko-Kovac-Nachfolger Hansi Flick mindestens bis zum Jahresende Trainer bleiben werde. Rummenigge stellte sogar eine längere Cheftrainertätigkeit Flicks «darüber hinaus» in Aussicht.
Der neue Präsident Hainer betonte, dass die Trainersuche in erster Linie Aufgabe von Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic sei. «Der Vorstand kümmert sich jetzt um die Sache und wird versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen den besten Trainer für den FC Bayern München zu bekommen», sagte der langjährige Adidas-Chef, der mit überwältigender Mehrheit für drei Jahre zum Präsidenten gekürt wurde. «Ich weiß, es ist eine große Aufgabe», sagte der 65 Jahre alte Niederbayer zur Nachfolge von Hoeneß.
Hainer sprach seine hohe Wertschätzung für den «super Trainer» Guardiola aus, verwies aber auch auf dessen Vertrag bei Manchester City. An den englischen Meister ist Guardiola bis 2021 gebunden. Der Vorstand müsse mit seinem Vorschlag auf den Aufsichtsrat zukommen, betonte Hainer. «Prinzipiell wollen wir den besten Trainer für den FC Bayern München haben», sagte Hainer.
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(dpa)