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Meister-Abstiegs-Derby: Brisanz bei BVB gegen Schalke

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Gelsenkirchen – Es geht um die Meisterschaft und gegen den Abstieg – und für manche Fans um viel mehr.

Das ohnehin prickelnde Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 erhält bei der 175. Auflage am Samstag (15.30 Uhr/ARD und Sky) durch die sportliche Situation beider Teams noch einmal zusätzliche Brisanz. Doch beide Seiten betonen das gute Verhältnis untereinander.

So äußerte nach Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auch Dortmunds Manager Michael Zorc seine Hoffnung auf einen Klassenerhalt des Erzrivalen. «Grundsätzlich finden wir es gut, wenn diese Rivalität weiter in der Bundesliga gelebt werden kann», sagte Zorc. Watzke hatte der «Bild» zuvor erklärt: «Ich will nicht, dass Schalke absteigt. Die Bundesliga braucht Schalke und die Derbys.»

Schalkes Trainer Huub Stevens antwortete auf die Frage, ob er Dortmund den Titel gönne, derweil ausweichend. «Die Rivalität zwischen Dortmund und Schalke muss immer bestehen», sagte Schalkes «Jahrhunderttrainer»: «Aber da muss auch Respekt sein für die Arbeit, die in Dortmund geleistet wird. Und der ist da. Wenn das am Ende eine Meisterschaft bringt für Dortmund, wenn sie stärker sind als Bayern, dann werde ich ihnen gratulieren. Aber die Rivalität wird dann bleiben.» Nur Schalkes Vize-Kapitän Benjamin Stambouli sagte martialisch: «Von Montag an weißt du, dass am Samstag Krieg ist.»

Aktuell ist der BVB um 42 Punkte enteilt. Einen größeren Abstand zwischen beiden Vereinen gab es vor einem direkten Aufeinandertreffen noch nie. Auf die Frage, wer den größeren Druck habe, antwortete Stevens: «Ich denke beide. Aber der eine Druck ist etwas positiver als der andere.» Trotz der sportlichen Krise sei es aber natürlich kein Spiel wie jedes andere. «Ein Derby ist ein Derby», sagte Stevens: «Das ist immer etwas Besonderes, unabhängig von der Tabelle.» Und auch sein Kollege Lucien Favre schwärmte: «Es ist sehr, sehr speziell. Ich habe es im Dezember erstmals erlebt. Wie wir da nach unserem Sieg von den Fans empfangen wurde, war total verrückt.»

Wach werden auch Gedanken an 2007, als der BVB am 33. Spieltag einer schwachen Saison Schalke durch ein 2:0 den Meistertitel vermasselte. Nun könnte Schalke sich mit zwölf Jahren Verspätung revanchieren. «Diese Argumentation ist schon ein wenig lächerlich», sagte aber Watzke: «Die Schalker müssen nicht die Saison in einem Derby retten, sondern den Klassenerhalt sichern.» Zorc erklärte: «Die Vorzeichen sind komplett anders, weil wir in Dortmund spielen.» Stambouli meinte derweil: «Ich glaube, dass wir die Saison mit einem Sieg zumindest ein bisschen retten können.»

Stevens bedient sich derweil einer weiteren Motivationshilfe. Zum Wochenstart hatte der Trainer-Routinier seine Profis nicht auf den Rasen, sondern zunächst vor eine Video-Leinwand beordert. Er zeigte ausgewählte Sequenzen vom historischen Vorjahresduell, als Schalke nach einem 0:4 noch ein 4:4 gelang. «Danach möchtest du, dass schon Samstag ist. Daran hast du eine unglaubliche Erinnerung – für dein ganzes Leben», kommentierte Stambouli.

Doch diese Maßnahme des Trainers zeigte nicht bei allen Profis eine ähnlich positive Wirkung. Die neuerliche Strafversetzung von Nabil Bentaleb in das Oberliga-Team nur zwei Wochen nach seiner Begnadigung, die laut Verein aufgrund «erneuter disziplinarischer Verfehlung» zustande kam, sorgte für weitere unliebsame Diskussionen über die fragwürdige Einstellung einiger Spieler und passte ins Bild eines wankenden Abstiegsaspiranten.

Gründe wollte Stevens nicht nennen. «Aber glauben sie mir eines: Wir haben nicht grundlos zu dieser Maßnahme gegriffen. Es ging nicht anders.» Noch dubioser äußerte sich Stevens zu den Problemen der Schalker. «Ich kann und darf nicht alles sagen», erklärte der Niederländer auf die Frage, warum es auch in den sechs Liga-Spielen unter seiner Regie nicht wirklich läuft: «Vielleicht wird das noch kommen. Vielleicht intern. Vielleicht aber auch in der Öffentlichkeit. Ich weiß es noch nicht.» Die Probleme gingen auf jeden Fall «in mehrere Richtungen».

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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