Innsbruck – Als Dominator Ryoyu Kobayashi den dritten Schritt zum Grand Slam feierte, musste der geschlagene Markus Eisenbichler schon den nächsten Interview-Marathon absolvieren.
«Kobayashi ist einfach zurzeit eine brutale Macht», sagte Eisenbichler, der nach der dritten Station der Vierschanzentournee dem Japaner im Gesamtklassement schon 26 Meter hinterherhinkt. «Das muss man neidlos anerkennen, wenn er so weit vorne ist.»
Der bis dahin so starke Eisenbichler schwächelte am Freitag in Innsbruck und belegte nach Sprüngen auf 129 und 123,5 Meter nur Rang 13. Auf Kobayashi, der bei der Siegerehrung andächtig die Nationalhymne seines Heimatlandes genoss, verlor «Eisei» rund 24 Meter. «Ich bin jetzt nicht so unglücklich», sagte Eisenbichler. «Es ist halt so, dass Kleinigkeiten entscheiden.» Der 27-Jährige versucht es positiv zu sehen: «Gesamtplatz zwei wäre der Hammer.»
Kobayashi zeigte auf dem Bergisel mit zwei überragenden Sprüngen eindrucksvoll, dass er derzeit in einer anderen Liga als alle seine Rivalen springt. Selbst Bundestrainer Werner Schuster geriet ins Schwärmen. «Kobayashi war einzigartig», sagte er. «Der erste Sprung: Selten sowas Großartiges gesehen auf den Schanzen dieser Welt.» Der 22-Jährige könne sich nur selbst schlagen.
Seinen dritten Erfolg binnen sechs Tagen zelebrierte Kobayashi noch im Auslauf mit einem Siegestanz. Ausgelassen ließ er sich von seinen Teamkollegen feiern. In Bischofshofen hat er am Sonntag die Chance, als dritter Skispringer nach Sven Hannawald und Vorjahressieger Kamil Stoch alle vier Tournee-Wettkämpfe zu gewinnen.
Der Deutsche Skiverband, für den Stephan Leyhe als Vierter das beste Innsbruck-Ergebnis einfuhr, muss dagegen weiter auf den ersten Tournee-Gesamtsieg seit Hannawalds Triumph 2002 warten. Nach zwei zweiten Plätzen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen hatte Eisenbichler in der Gesamtwertung nur knapp hinter Kobayashi gelegen, nun beträgt der Rückstand schon 45,5 Punkte.
Der Tournee-Überflieger ließ sich auch von der anspruchsvollen Schanze und einem sehr holprigen Aufsprunghügel nicht beeindrucken. Bei seinem ersten Sprung auf 136,5 Meter meisterte er die komplizierte Landung beeindruckend, im zweiten Durchgang strauchelte er kurz, fing sich dann aber.
Für Eisenbichler war es schon bei der Tournee vor zwei Jahren in Innsbruck nicht wie gewünscht gelaufen. Damals war er auf Gesamtrang vier liegend in Innsbruck als 29. deutlich zurückgefallen. Diesmal lief es zwar besser, doch für ganz große Ziele reichte seine Leistung nicht. Er wisse, dass er besser springen könne, sagte der Siegsdorfer.
Für das DSV-Team ist der wetteranfällige Bergisel nicht nur ein Ort großer Siege, sondern auch die Anlage, die in den vergangenen Jahren zu einer Art Gesamtsieg-Fluch wurde. Immer wieder zerplatzten in der Tiroler Idylle die Träume vom Triumph beim Traditionsevent.
Richard Freitag überkreuzte vor einem Jahr – im Gelben Trikot und bestens in der Tournee platziert – seine Skienden und stürzte. Vor drei Jahren verlor Severin Freund trotz starker Leistung am Bergisel den Anschluss an den überragenden Slowenen Peter Prevc.
Auf der für ihn so speziellen Schanze machte Freitag diesmal aber einen Schritt nach vorne. Nach Rang 16 in Oberstdorf und Platz 24 beim Neujahrsspringen belegte der 27-Jährige Rang acht und konnte sich über sein bislang bestes Saisonergebnis freuen. Vor dem ersten Sprung schaute er andächtig ins Tal und schien sich an seinen bitteren Auftritt im vergangenen Jahr zu erinnern.
«Es ist schon im Kopf drin. Gerade auch bei der Landung, das ist ganz klar», sagte er. Nach seinem ersten Sprung ballte er die Faust und wirkte erstmals seit langem wieder zufrieden. «Es ist ganz gut gelungen. Das ist okay», sagte er nach dem zweiten Durchgang.
Andreas Wellinger freute sich ebenfalls über ein kleines Erfolgserlebnis. «Es ist ein kleiner Schritt, aber der richtige», sagte der 23-Jährige, der zum ersten Mal bei dieser Tournee den zweiten Durchgang erreichte und auf Rang 20 kam. Der Olympiasieger gab sich nach zuletzt schwachen Leistungen bescheiden. «Die Geduld muss man sich bewahren und dann konzentriert weiter arbeiten», sagte Wellinger. Karl Geiger kam auf den 24. Platz, David Siegel wurde 28.
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(dpa)