Barsinghausen – Mit einem lockeren Spruch schickte Christian Prokop seine Spieler in die kurze Auszeit zum Jahreswechsel.
«Die einzige Vorgabe ist, dass die Frauen die Silvesterknaller zünden und nicht die Männer, damit nichts mehr passiert», sagte der Handball-Bundestrainer im Trainingscamp der Nationalmannschaft in Barsinghausen. Am 2. Januar erwartet Prokop seinen 18-Mann-Kader gesund und munter in Hamburg – dann beginnt für die DHB-Auswahl die finale Vorbereitungsphase auf die Heim-WM.
Eine rauschende Silvesterparty ist für die Spieler, die Prokop am Sonntag nach dem Mittagessen verabschiedete, daher nicht angesagt. «Jeder weiß, dass er sich nicht einen Kasten Bier reinhauen kann», betonte Kreisläufer Patrick Wiencek vom THW Kiel. Ganz auf Alkohol verzichten werden die Prokop-Schützlinge aber nicht. «Wenn man sich ein, zwei Bier gönnt, ist nichts Falsches dabei», sagte Wiencek. «Ich denke, dass wir am 2. Januar ziemlich gut gelaunt und frisch ankommen werden.»
Dann geht es nicht nur um den letzten Feinschliff, sondern auch um die endgültige Zusammensetzung des Personal-Puzzles. Denn Prokop muss vor dem WM-Auftaktspiel gegen Korea am 10. Januar in Berlin noch ein Duo aussortieren. «Es wird zwei bittere Entscheidungen geben. Aber ich habe die Verantwortung, die bestmögliche Mannschaft zu stellen», sagte der 40-Jährige.
Mögliche Wackelkandidaten nannte Prokop nicht. «Ich werde keine Einzelbewertung vornehmen, wer wie im Rennen liegt. Die Chancen stehen für alle 18 gut», sagte er. Auch für Linksaußen Matthias Musche vom SC Magdeburg, der sich wegen einer Kapselverletzung in Barsinghausen zurückhalten musste. «Ich gehe davon aus, dass er ab 2. Januar voll einsatzfähig ist», sagte Prokop.
Nach den letzten Formchecks gegen Tschechien am 4. Januar in Hannover und gegen Argentinien am 6. Januar in Kiel will er seine WM-Fahrer benennen. «Stand heute werden wir mit 16 Leuten nach Berlin reisen. Aber die Sachen im Handball sind dynamisch und können sich auch mal verändern», so Prokop.
Es darf also noch ein wenig gerätselt werden – zumal sich Prokop für die WM nicht auf eine feste Startformation festlegen will. «Wir haben immer betont, dass wir über die Breite kommen werden. Das ist das große Plus der deutschen Handball-Nationalmannschaft», betonte der Bundestrainer. «Deswegen wird es schwer sein, eine klare erste Sieben zu benennen.»
Prokop sieht darin auch gar keine Notwendigkeit. «Wir müssen es packen, die Stärken zusammenwerfen. Wenn wir uns die Spielanteile gönnen und uns auch gegenseitig gönnen, anzufangen, dann sind wir im Gesamtpaket sehr gut unterwegs», sagte er und mahnte: «Schaffen wir das nicht und sind unzufrieden mit den Sachen, dann wird es keine erfolgreiche WM.»
Die drei Tage im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen haben die deutsche Mannschaft nach dem strapaziösen Bundesliga-Programm auf ihrem WM-Weg ein Stück vorangebracht. «Wir sind jetzt ungestört im inneren Kreis und können nach Plan arbeiten», sagte Prokop. Neben taktischen und athletischen Maßnahmen geht es auch darum, «eine gute Stimmung aufzubauen und ein gutes Maß zwischen Anspannung und Lockerheit zu finden», so Prokop.
Daran soll nach dem Jahreswechsel intensiv weitergearbeitet werden. Die Mannschaft ist jetzt schon voll auf die Endrunde vom 10. bis 27. Januar in Deutschland und Dänemark fokussiert: «Eine Heim-WM erlebt man vielleicht einmal, vielleicht zweimal», sagte Wiencek. «Jeder brennt darauf.»
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(dpa)