Oberstdorf (dpa) – Mal richtig frei machen und komplett vom Sport abschalten – das können die Skispringer traditionell rund um Weihnachten nicht.
Fünf Tage nach Heiligabend steht bereits die Qualifikation für den Auftakt der Vierschanzentournee und damit für ein absolutes Saisonhighlight auf dem Programm. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen zum Spektakel in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen.
Wie funktioniert die Tournee?
Vier Stationen – ein Gesamtsieger. Wer die Tournee gewinnen will, muss in vier Springen innerhalb von neun Tagen Top-Leistungen bringen und die meisten Punkte sammeln. Der Wettkampfmodus unterscheidet sich von jenem im Weltcup. Anders als dort gibt es bei der Tournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die 25 Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale der besten 30 Springer ein.
Um die Paarungen für die Wettkämpfe zu ermitteln, wird das Ergebnis der Qualifikation herangezogen. Der Beste der Quali tritt gegen den 50. an, der Zweite trifft auf den 49. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen zu Beginn 50 Springer teil.
Wo wird gesprungen?
Los geht es am 30. Dezember in Oberstdorf. Die Anlage am Schattenberg wurde 2003 erbaut und bietet 27.000 Zuschauern Platz. Es folgt am 1. Januar das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen, wo 25.000 Fans live dabei sein können. Die nächste Station ist am 4. Januar der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26.000 Zuschauern neu gebaut. Das Finale steigt am 6. Januar auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen, wo Andreas Wellinger im Januar 2017 mit 144,5 Metern einen Schanzenrekord aufstellte. 2003 wurde die Anlage, in der 26.000 Fans Platz finden, neu gebaut.
Wo kann ich die Tournee im Fernsehen verfolgen?
Die Tournee wird in Deutschland sowohl im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als auch bei Eurosport gezeigt. Die Sender übertragen neben den Wettkämpfen auch die Qualifikationen am jeweiligen Vortag. ARD und ZDF teilen sich die Übertragung auf. Das ZDF startet mit dem Auftaktspringen in Oberstdorf. Von den folgenden beiden Stationen berichtet die ARD, ehe das ZDF wieder für den Tournee-Abschluss in Bischofshofen übernimmt.
Wer sind die Favoriten?
Der Top-Favorit kommt aus Japan: Ryoyu Kobayashi hat von sieben Einzelspringen in dieser Saison bisher vier gewonnen und führt die Gesamtwertung souverän an. Seine größten Konkurrenten um den Gesamtsieg sind wohl zwei Polen. Tournee-Experte Kamil Stoch könnte mit seinem dritten Gesamterfolg beim Saisonhighlight nacheinander den Rekord des Norwegers Björn Wirkola einstellen, der bisher als Einziger dreimal in Serie gewann. Stochs Teamkollege Piotr Zyla präsentiert sich ebenfalls konstant stark. Bei der Generalprobe in Engelberg wurde er zweimal Zweiter.
Welche Chancen haben die deutschen Springer?
Anders als im vergangenen Jahr, als Richard Freitag und Andreas Wellinger vor der Tournee zu den Top-Anwärtern auf den Sieg zählten, gehören deutsche Springer dieses Jahr eher zum erweiterten Kreis. Bei den DSV-Adlern bahnt sich die Wachablösung an. Freitag, Olympiasieger Wellinger und der wiedergenesene Severin Freund können derzeit nicht an ihre Form früherer Tage anknüpfen. Dafür überraschte Karl Geiger mit einem Sieg in Engelberg. Stephan Leyhe stellte als Zweiter von Wisla ebenfalls bereits Podest-Qualitäten und Beweis. Bei den Springern von Bundestrainer Werner Schuster muss allerdings alles passen, damit sie Kobayashi, Stoch und Co. angreifen können.
Was gibt es zu gewinnen?
Neben den üblichen Prämien des Weltverbandes FIS, der jedem Tagessieger 10.000 Schweizer Franken (ca. 8840 Euro) zahlt und dann abgestuft die besten 30 Springer belohnt, gibt es bei der Tournee zusätzliche Preisgelder. Der Gesamtsieger erhält obendrauf 20.000 Franken und eine Trophäe: den goldenen Adler. Die Sieger der Qualifikationsspringen bekommen bei dieser Tournee 5000 Euro – im vergangenen Jahr waren es noch 2000 Euro.
Fotocredits: Daniel Karmann