Leipzig – Der Test gegen Russland (20.45 Uhr) in Leipzig wird für Joachim Löw auch zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Torhüter beim FC Tirol, Stanislaw Tschertschessow. Im Gegensatz zum Bundestrainer hat der Coach der Sbornaja ein richtig gutes Jahr hinter sich.
DIE AUSGANGSLAGE: Mit einem seiner Standardsätze für Testspiele aus den Zeiten vor dem WM-Debakel überraschte Joachim Löw. «Das Ergebnis morgen ist nicht allzu relevant», sagte der Bundestrainer vor der Partie gegen Russland. Faktisch ist das richtig, denn der Test gegen die Sbornaja hat keine sportliche Auswirkung über den Abend hinaus. Für die Grundstimmung wäre aber ein Sieg – möglichst mit deutlichem Vorsprung – nach den vielen Rückschläge 2018 von großer Bedeutung. Die deutlich wichtigere Aufgabe folgt am Montag, wenn nur mit einem Sieg gegen Holland noch der Abstieg aus der besten Staffel der Nations League verhindert werden kann.
DAS PERSONAL: Joachim Löw hat bewusst auf neue Gesichter für den Jahresausklang verzichtet. «In dieser Phase ist es wichtig, dass sich die Gruppe erst einmal findet», begründete der Bundestrainer seine Auswahl ohne einen Länderspiel-Neuling inmitten des Neuanfangs. Fortsetzen will Löw die in Frankreich gut gestartete Taktik mit dem Turbo-Sturm um Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané. Im Tor wird Kapitän Manuel Neuer stehen. Seine Überlegungen für Abwehr und Mittelfeld behielt Löw noch für sich. Nicht einsatzfähig ist Marco Reus wegen seiner im Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern erlittenen Fußprellung. Toni Kroos (Pause) und Julian Draxler (Trauerfall in Familie) kommen erst zum Holland-Spiel zum Team.
DER GEGNER: Russland hat 2018 die gegenteilige Entwicklung gemacht wie Deutschland. Aus der Angst vor einem Debakel bei der Heim-WM wurde mit dem Einzug ins Viertelfinale ein Fußball-Fest. Auch nach dem Sommerrausch ging es positiv weiter. In der Nations League B ist der Aufstieg in einer Gruppe mit Schweden und der Türkei fast schon geschafft. «Es ist eine sehr disziplinierte Mannschaft. Sie ist auffällig gut im Verteidigen und sie haben eine Wandlung vollzogen. Sie sind in der Lage schnell und zielstrebig zu kontern», sagte Löw. Trainer Tschertschessow, sein ehemaliger Torwart beim FC Tirol, sei ein «Disziplinfanatiker». Allerdings müssen die Russen zahlreiche Ausfälle von Stammkräften kompensieren.
DIE BILANZ: Das Jahr des historisch frühen WM-Scheiterns ist auch das schlechteste in der Ära von Löw. Sechs Niederlagen hat es in der 111-jährigen deutschen Länderspiel-Geschichte noch nie gegeben. Bestenfalls kann die DFB-Auswahl noch auf fünf Siege kommen und würde damit die Negativ-Marke unter Löw aus dem Jahr 2015 einstellen, damals gab es aber insgesamt nur neun Spiele. Bisher stehen drei Siege, zwei Remis und sechs Niederlagen zu Buche.
DIE ZUKUNFT: Mit dem letzten Länderspiel des Jahres am Montag in Gelsenkirchen endet auch die Nations League. Deutschland kann bestenfalls noch den Abstieg vermeiden. Das Finalturnier im Juni 2019 ist nicht mehr erreichbar. Überraschend relativierte Löw seine Einschätzung des Wettbewerbs. Im Januar bei der Auslosung freute er sich noch über Topduelle gegen Frankreich und Holland, jetzt wäre für den DFB-Chefcoach ein Abstieg «kein Weltuntergang». 2019 steht dann ganz im Zeichen der EM-Qualifikation. Von März bis November werden 20 Startplätze für das Turnier 2020 ausgespielt. Gegen wen es für Deutschland geht, entscheidet sich bei der Auslosung am 2. Dezember in Dublin.
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(dpa)