Gelsenkirchen – Vizemeister gegen Meister – das klingt nach Top-Duell auf Augenhöhe und einem Fußball-Schmankerl. Doch schon nach drei Spieltagen liegen zwischen den beiden besten Teams der Vorsaison Welten.
Der Rückstand des FC Schalke 04 vor dem Heimspiel gegen Bayern München beträgt maximale neun Punkte. Während die Elf von Trainer Domenico Tedesco mit drei Bundesliga-Pleiten miserabel in die Saison startete, thront der Titelverteidiger als einziges Bundesliga-Team mit makelloser Bilanz an der Tabellenspitze.
«Wir wollen in der Bundesliga da weitermachen, wo wir gegen Leverkusen aufgehört haben. Wir wissen, dass es nicht einfach wird auf Schalke», sagte Bayern-Coach Niko Kovac am Freitag. Derweil hofft sein Schalker Kollege Domenico Tedesco nach der Leistungssteigerung beim unglücklichen 1:1 gegen den FC Porto in der Champions League auf den nächsten Schritt nach vorn.
«Die Jungs sind sehr gefasst und fokussiert, haben einen gewissen Respekt vor der aktuellen Situation. Sie wissen, dass 98 Prozent nicht reichen. Die reichen gegen keinen Gegner, auch gegen die Bayern nicht», sagte Tedesco. «Eine Last» sei die schwierige Lage vor dem Duell mit dem Spitzenreiter am Samstag (18.30 Uhr) aber nicht: «So ticken wir nicht. Wir freuen uns sehr auf das Spiel.»
Gleichwohl deutet wenig darauf hin, dass die Königsblauen ihre Schreckensbilanz gegen den Rekordmeister in der Veltins-Arena aufpolieren, die ersten Zähler einfahren und den Alleingang der Bayern stoppen. Auch wenn Sportvorstand Christian Heidel fast trotzig anmerkte: «Wir haben auch gegen die Bayern eine Chance. Es wird nicht so sein, dass wir mit schlotternden Knien auflaufen.»
Doch selbst in besserer Verfassung als zurzeit gelang dem Revierclub in den zurückliegenden 15 Bundesliga-Spielen gegen die Münchner kein Sieg. Der letzte Erfolg liegt lange zurück: Am 4. Dezember 2010 gewann Schalke – noch mit Felix Magath als Coach und dem jetzigen Bayern-Keeper Manuel Neuer im Tor – daheim mit 2:0. In der Vorsaison kassierte Schalke beim 0:3 die bisher höchste Niederlage mit Tedesco.
Noch mehr im Fokus als Neuer dürfte Leon Goretzka stehen, der nach seinen Wechsel nach München im Sommer erstmals zurückkehrt. «Ich freue mich ausschließlich darauf, wieder nach Gelsenkirchen zu kommen und die alten Jungs wiederzusehen, mich mit ihnen zu messen und in der Arena zu spielen. Für mich ist es ein besonderes Spiel», sagte der gebürtige Bochumer.
Nach fünf Jahren im Schalke-Dress rechnet Goretzka natürlich nicht mir einem freundlichen Empfang. Neuer kennt das schon und hat einen Tipp, damit umzugehen: «Je mehr Hass man entgegen bekommt, da weiß man auch, wie sehr man geliebt wurde.» Kovac glaubt nicht, dass Goretzkas Leistung durch die erwartet hitzige Stimmung leiden könnte. «Leon ist stark genug im Kopf. Er wird sich nicht durch die Atmosphäre beeinflussen lassen.»
Vom schwachen Liga-Auftakt seiner früheren Mitspieler lässt sich der 23 Jahre alte Goretzka nicht blenden. «Schalke ist ergebnistechnisch schlecht gestartet. Aber auf Schalke geht es schnell in beide Extreme. So schnell man in einen Negativtrend reinrutscht, so schnell kann man sich auch wieder rauskämpfen.»
Ralf Fährmann und seine Teamkollegen sind entschlossen, das zu tun. Doch selbst der Kapitän äußerte berechtigte Zweifel, ob eine ähnliche Leistung wie gegen Porto gegen den Branchenführer reicht, um die vierte Ligapleite in Serie zu verhindern. «Mit den Bayern haben wir ein richtiges Brett, aber danach kommen die Spiele, in denen wir punkten müssen», sagte der Torwart mit Blick auf die nächsten Aufgaben in Freiburg und gegen Mainz. Und Naldos Worte klingen schon sehr nach Durchhalteparolen: «Wenn wir an uns glauben, können wir alles schaffen.»
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(dpa)