Sportnews

Pfiffe für Sieger Hamilton bei Vettels Heim-Fiasko

By

on

Monza – Im roten Rauch der pfeifenden Ferrari-Fans zelebrierte Lewis Hamilton seinen vielleicht schon entscheidenden Sieg im Formel-1-Titelduell mit Sebastian Vettel.

«Hier zu gewinnen, ist immer eine Riesenehre», betonte der breit grinsende Brite, der mit seinem Mercedes das erhoffte Triumph-Wochenende der Scuderia mit ihrem deutschen Superstar beim Großen Preis von Italien zunichte machte.

Vettel schaffte es wieder nicht, mit Ferrari im Königlichen Park von Monza zu gewinnen. Nach einem Crash bereits in der ersten Runde musste sich der gebürtige Heppenheimer mit Platz vier begnügen. «Ich habe versucht zu attackieren, ich war mir nicht ganz klar, wo Lewis hinwollte», kommentierte der angesäuerte Vettel: «Ich hatte das Pech, dass bei mir alles kaputt war.»

Vettel profitierte am Ende aber immerhin noch von einer Strafe gegen den Niederländer Max Verstappen im Red Bull, der nach der Zieldurchfahrt von Rang drei auf fünf abrutschte. Dennoch wuchs der Rückstand im Klassement weiter an. Vor den finalen sieben Übersee-Rennen liegt der 33 Jahre alte viermalige Champion aus Großbritannien satte 30 Zähler vor Vettel. «Weiß nicht», antwortete Vettel auf die Frage, welchen Auswirkungen das Monza-Rennen auf den WM-Kampf haben könnte, das für sein Team zur großen Enttäuschung wurde.

Trotz Startreihe eins mit Kimi Räikkönen auf Pole und Vettel auf zwei verpasste die Scuderia den ersten Heimsieg seit 2010. Räikkönen wurde Zweiter, auf Platz drei rückte Valtteri Bottas im zweiten Mercedes vor.

Die für Vettel entscheidende Szene ereignete sich schon auf den ersten Kilometern. Vettel wollte wie schon vor einer Woche bei seinem Sieg in Spa-Francorchamps die verpasste Pole auf den ersten Kilometern wettmachen. Nur misslang es diesmal. Räikkönen verteidigte seinen ersten Startplatz, von Position drei aus machte Hamilton Druck. Die erste Schikane nahmen die Führenden ohne Blechschäden, die zweite wurde Vettel zum frühen Verhängnis, als er mit seinem Ferrari in die linke Seite von Hamiltons Silberpfeil fuhr. Die Rennkommissare schauten sich den Crash genauer an und entschieden schnell: Rennunfall, keine Sanktionen.

Vettel war gestraft genug. Der Frontflügel bekam etwas ab, der Deutsche musste in die Box und für seinen Wagen eine neue Nase holen. Als 18. kam er zurück auf die Strecke, das Safety Car hatte das Rennen nach dem Vettel-Crash und einem weiteren im hinteren Feld kurz neutralisiert. Als das Safety Car reinfuhr, überholte Hamilton Räikkönen. Der 38 Jahre alte Finne schlug aber umgehend zurück und übernahm unter dem tosenden Applaus der italienischen Fans wieder die Führung. Abschütteln ließ sich Hamilton danach aber auch nicht, während Vettel nichts anderes als Schadensbegrenzung blieb.

Dass sein Team in der Qualifikation nicht alles auf ihn gesetzt hatte, dürfte ihn nachträglich noch mehr wurmen. Immerhin: In der 14. Runde hatte es Vettel schon wieder in die Punkteränge geschafft. Und er arbeitete sich im Fernduell mit Hamilton um wichtige WM-Punkte auch von Platz zehn aus weiter vor.

Die große Frage im Duell um den Monza-Sieg: Wer würde als Erster die Reifen wechseln? Mercedes machte sich bereit, Hamilton fuhr aber weiter, dafür kam Räikkönen rein. Der Brite gab Gas, fuhr eine schnellste Runde, erneut standen die Mechaniker schon bereit, erneut wurde er aber nicht reingerufen.

Als Daniel Ricciardo mit seinem Red Bull wegen eines Motorendefekts am Streckenrand hielt, dürfte die Mercedes-Männer auf einer erneute Safety-Car-Phase gehofft haben. Sie kam aber nicht. Zunächst schienen sich die Silberpfeile mit ihrer Taktik verzockt zu haben, Hamilton kam nach seinem Reifenwechsel hinter Räikkönen zurück auf den Kurs. Gut aber für Hamilton: Noch vor Räikkönen lag Bottas, der das Tempo an der Spitze so kontrollieren konnte. «Meine Mission war, Kimi eine Weile aufzuhalten», gab Bottas nach dem Rennen zu.

Dieser Plan ging auf. Während Vettel durch einen erneuten Boxenstopp abermals von Rang zehn aus Plätze gut machen musste, setzte Hamilton Räikkönen unter Druck und zog in der 45. Runde an dem Finnen vorbei, für den es das letzte Rennen in Italien für Ferrari gewesen sein dürfte. Ein neuer Vertrag scheint nach diesem Grand Prix noch unwahrscheinlicher. Mehr als der Rekord für die schnellste Quali-Runde in der Formel-1-Geschichte mit durchschnittlich 263 Stundenkilometern blieb Räikkönen nicht als Trost.

Fotocredits: Luca Bruno,Luca Bruno,Antonio Calanni
(dpa)

(dpa)

Auch interessant