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«Rambo» stellt Bayer Leverkusen die Charakterfrage

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Leverkusen (dpa) – «Rambo» redete seinen Mitspielern ordentlich ins Gewissen und an der Gerüchtebörse wird schon ein möglicher neuer Trainer gehandelt. Beim vermeintlichen Geheimfavoriten Bayer Leverkusen ist die Stimmung nach dem Fehlstart in der Fußball-Bundesliga angespannt.

Während in der BayArena erste Gerüchte über den Ex-Leipziger Ralph Hasenhüttl als möglichem Nachfolger des noch nicht ernsthaft wackelnden Bayer-Trainers Heiko Herrlich die Runde machten, redete sich Torhüter Ramazan Özcan – Spitzname «Rambo» – ordentlich den Frust von der Seele.

«Mir fehlen die Besessenheit, die Gier und die Galligkeit, jeden Zweikampf gewinnen zu wollen», schimpfte der Österreicher nach der 1:3 (1:1)-Heimniederlage gegen den bisherigen Lieblingsgegner VfL Wolfsburg: «Jeder darf Fehler machen, ich schau beim 1:1 auch nicht gut aus. Aber ich will, dass wir uns den Hintern aufreißen.»

Der Null-Punkte-Fehlstart nach zwei Spielen gewinnt durch die Begleiterscheinungen an Brisanz. Die Länderspiel-Pause nimmt Herrlich Raum zur akribischen Aufarbeitung, die Möglichkeit zur Wiedergutmachung besteht erst in zwei Wochen – und dann wartet ausgerechnet Meister Bayern München. «Leider fahren jetzt drei Viertel der Mannschaft zu ihren Nationalmannschaft», sagte Özcan: «Ich hoffe, sie kommen mit ein bisschen mehr Spannung im Gepäck zurück.»

Aus Özcan, der mit einem Eigentor zum 1:1 (36.) selbst unglücklich die Wende einleitete, sprach der Frust des Alleingelassenen, der als etatmäßiger Ersatz-Torhüter nach der Rückkehr von Lukáš Hrádecký bald wieder auf die Bank muss. Seiner Kern-Aussage stimmten aber alle zu.

Kapitän Lars Bender erkannte, «dass wir nicht hart genug gearbeitet haben, um zu gewinnen». Kai Havertz (19), der in der kommenden Woche vor seinem Länderspiel-Debüt steht, analysierte: «Uns fehlt ein bisschen die Erwachsenheit. Wir wollen es immer mit Ballbesitz-Fußball lösen. Da haben wir noch viel Nachholbedarf.» Und Nationalspieler Jonathan Tah regte eine große Aussprache an: «Wenn alle zurück sind, sollten wir uns mal zusammen hinsetzen. Denn das hat nichts mit Qualität zu tun, sondern mit der Einstellung und dem Kopf.»

All das müsste eigentlich den Trainer ins Zentrum der Kritik rücken. Doch noch genießt Herrlich den Bonus, im vergangenen Jahr aus einer verunsicherten Truppe jenes Team geformt zu haben, das sein Hoffenheimer Kollege Julian Nagelsmann als Meister tippte. Der neue Geschäftsführer Fernando Carro hatte ihn unter der Woche bei der Verabschiedung von Vorgänger Michael Schade aber schon freundlich darauf hingewiesen, dass Punkte seine Währung seien. Der Monat September, der für Bayer auch den Auftakt in der Europa League und West-Duelle in Düsseldorf und gegen Dortmund vorsieht, könnte für den Trainer also wegweisend werden.

Fotocredits: Federico Gambarini

(dpa)

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