Spa-Francorchamps – Auf Ferien-Ausflügen mit dem Fahrrad holte sich Sebastian Vettel neuen Schwung für den Neustart seiner Titeljagd.
Der Ärger über schon verpasste Chancen, die Sorge um einen erneuten Einbruch im Saison-Endspurt – all das soll den Ferrari-Star nach dem Ende der Formel-1-Sommerpause nicht mehr belasten. «Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen. Es wird sicher eine aufregende zweite Jahreshälfte», sagte der 31-Jährige. Schon beim Klassiker in Spa-Francorchamps am Wochenende will Vettel die nächste Wende im packenden WM-Duell mit Titelverteidiger Lewis Hamilton einleiten.
Bei seinen Radtouren und beim Angeln wollte der Deutsche zuletzt die Ruhe suchen, in der Langsamkeit Kraft für die finalen Kapitel des WM-Jahres 2018 tanken. Der rastlose Hamilton jettete indes um den Planeten, schickte Bilder von Traumstränden, schnellen Motorrädern und harten Fitness-Einheiten in die sozialen Netzwerke. «Wir müssen stark in die zweite Hälfte kommen», ließ Hamilton seine Crew vor dem Grand Prix von Belgien am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) wissen.
24 Punkte Vorsprung auf Vettel sind für den Briten kein Grund zur Entspannung. «Wir wissen alle, dass Ferrari in Sachen Geschwindigkeit die Oberhand hat. Also haben wir Arbeit vor uns, müssen Dinge verbessern und unsere Leistung erhöhen», sagte der 33-Jährige. Mit unerwarteten Siegen in den letzten beiden Rennen vor der Sommerpause in Hockenheim und Budapest, als eigentlich alles für Vettel sprach, hatte Hamilton den Vorteil im Titelrennen wieder auf seine Seite gezwungen.
Vettel indes gibt sich unbeirrt. «Ich denke, wir können noch zulegen», sagte der Hesse. Im Vorjahr war das anders. Damals nahm Vettel 14 Zähler Vorsprung mit in den Urlaub, ehe Pannen und Patzer alle Hoffnungen platzen ließen. «Letztes Jahr haben wir die WM verloren, weil unser Auto am Saisonende nicht schnell genug war. Dieses Jahr haben wir schon gezeigt, dass unser Auto viel effizienter und stärker ist und immer noch viel Potenzial hat», sagte Vettel.
Beständig ist in diesem Jahr ohnehin nur der Wechsel. Immer wieder tauschten Vettel und Hamilton die WM-Führung. «Das Jahr 2018 scheint sich zu einer Saison zu entwickeln, an die wir uns noch viele Jahre lang erinnern werden», befand Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Seit Beginn der Ära der Hybridmotoren 2014 ist in drei von vier Fällen der Pilot Weltmeister geworden, der als WM-Zweiter in die Sommerpause ging. Ein gutes Omen für Vettel? «Wir müssen das Beste draus machen. Wichtig ist, dass wir dabei sind», sagte der Heppenheimer.
Fehler aber darf sich Vettel nicht mehr leisten. Ein Verbremser in Baku, eine Kollision mit Valtteri Bottas in Frankreich, der Ausrutscher ins Kiesbett in Hockenheim – Vettel hat in diesem Jahr durch eigene Schnitzer wohl schon mehr als 40 Punkte liegenlassen. «Das ist Teil des Rennfahrens. Solche Dinge passieren eben», sagte der viermalige Weltmeister. Vettel will nach vorn blicken, neun Saisonrennen bleiben ihm noch.
Die Ardennen-Achterbahn von Spa und die eine Woche später folgende Vollgas-Party in Monza waren zuletzt jedoch Mercedes-Terrain. Verliert Vettel hier weiter an Boden auf Hamilton, droht schon eine Vorentscheidung im Titel-Zweikampf. Seine bislang letzten Siege in Spa und Monza feierte Vettel vor fünf Jahren im Red Bull – damals auf dem Weg zur Rekordserie von neun Rennerfolgen nacheinander und Titelgewinn Nummer vier.
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(dpa)