Bad Ragaz – Mehr Zusammenhalt, weniger Egoismus – Borussia Dortmund nimmt auf der Suche nach einem besseren Vereinsklima und höherer sportlicher Schlagkraft umfangreiche Umbauarbeiten vor.
So wird nach einer Saison mit negativen Schlagzeilen über den streikenden Ousmane Dembélé oder den Abgang von Pierre-Emerick Aubameyang größerer Wert auf Disziplin gelegt. «Wir haben klarere Verhaltensnormen festgelegt. Und wir schauen auf die Einhaltung dieser Normen», sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Bei uns kann sich keiner mehr wegstreiken. Es gibt auch für derlei Fälle eine klare Ansage.»
Nach Einschätzung des gebürtigen Dortmunders haben diverse Disziplinlosigkeiten im Kader für eine wachsende Kluft zwischen Team und Anhängern auf den Tribünen gesorgt. «Dafür bringen Fans kein Verständnis auf. Das Gefühl des totalen Zusammenhalts, dieses Gemeinschaftsgefühl, hat uns immer ausgezeichnet, gerade in schwierigen Zeiten. Es war in der vergangenen Saison ein Stück weit verloren und es gab ein leichtes Auseinanderdriften der BVB-Familie.»
Zorc ist guter Dinge, dass der zum neuen Leiter der Lizenzspielerabteilung ernannte ehemalige Profi Sebastian Kehl einen wichtigen Beitrag für die Rückkehr zum «Dortmund-Gefühl» leisten wird: «Sebastian bringt viel Identifikation mit und kann rund um die Mannschaft hervorragende Arbeit leisten. Das war für mich alleine schon zeitlich nicht mehr zu stemmen.»
Vom neuen externen Berater Matthias Sammer erwartet er frische Impulse bei der konzeptionellen Planung: «Hans-Joachim Watzke und ich haben das mehr als zehn Jahre als Duo gemanagt, obwohl das Geschäft intensiver und intensiver geworden ist. Da unterliegst du der Gefahr, bei Problemstellungen immer in die gleiche Schublade zu greifen.»
Für mehr sportliche Schlagkraft soll der neue Trainer Lucien Favre sorgen. Zorc bewertete die bisherige Arbeit des Schweizer Fußball-Lehrers positiv. Er sei «jemand, der dem Team eine klare Struktur und einen klaren Rahmen gibt. Das heißt, er gibt sehr viel inhaltlichen Input. Es ist gerade für unsere Mannschaft wichtig, dass sie immer wieder gefordert wird – nicht nur in den Spielen, sondern auch in den Trainingseinheiten.»
Die vielbeachtete Verpflichtung des belgischen Nationalspielers Axel Witsel könne dazu beitragen, dass das Führungsvakuum im BVB-Mittelfeld behoben wird. «Er hat große internationale Erfahrung und strahlt Ruhe aus», sagte Zorc: «Er bringt eine Qualität und Erfahrung mit, die wir so in der Mannschaft nicht haben.»
Zorc ließ offen, ob die Personalplanungen mit dem Transfer von Witsel für diesen Sommer abgeschlossen sind. Ein Nachfolger von der Klasse eines Aubameyangs im Sturmzentrum sei nur schwer finanzierbar. «Ich muss mich an den finanziellen Vorgaben des Clubs orientieren. Internationale Topstürmer, da muss man ehrlich sein, sind für Borussia Dortmund zurzeit fast unmöglich zu realisieren», sagte er: «Wir haben in diesem Jahr schon deutlich mehr Geld ausgegeben als eingenommen.»
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(dpa)