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Özil schweigt – Löw-Berater: Bundestrainer spricht

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Hamburg – Der Fußball-Alltag begann für Mesut Özil mit einer besonderen Ehre.

Eine Woche nach seiner von Rassismusvorwürfen flankierten Rücktrittserklärung aus der deutschen Nationalmannschaft durfte der Mittelfeld-Star in Singapur seinen Club FC Arsenal als Kapitän beim 5:1-Testspielerfolg gegen das von Thomas Tuchel betreute Paris Saint-Germain anführen. Zehntausend Kilometer weiter westlich gehen in Deutschland die Debatten um sein dreiteiliges Statement weiter – auch über den Sport hinaus.

Deutliche Kritik an Özil wegen dessen Rassismusvorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund und DFB-Präsident Reinhard Grindel gab es von Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. In der «Bild am Sonntag» nannte der 46-Jährige diese «unerträglich». «Dieser Pauschalvorwurf des Rassismus entspricht einfach nicht der Realität», sagte der Ex-Nationalspieler, dessen Eltern aus Kroatien und Slowenien stammen. Rassismus habe er in Deutschland nie empfunden. Er habe in der Jugend auch erlebt, «dass ich mehr leisten und härter kämpfen musste», meinte er. «Das war für mich eher Antrieb.»

Der Frankfurter Sportchef sieht Özils Foto mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kurz vor der WM, mit der die Affäre ausgelöst worden war, als Fehler an. Er würde so etwas einem Spieler mit 18 oder 19 Jahren zugestehen, meinte Bobic. Wenn Özil das nicht wisse, «dann ist er entweder total naiv – das kann ich mir bei ihm nicht vorstellen – oder es ist berechnend und er wollte provozieren. Oder aber er ist fremdgesteuert», sagte Bobic.

Die Art von Özils Rücktritt bezeichnete der ehemalige Stürmer als «ein bisschen feige». Wenn es stimme, dass Bundestrainer Joachim Löw überrascht worden sei, «dann schließt sich für mich der Kreis: Dann ist Mesuts Persönlichkeit nicht so ausgereift, wie viele eigentlich gedacht haben.» Vom Bundestrainer erhofft sich Bobic bald ein Statement. «Sein Wort hat Gewicht. Er ist gefordert, Stellung zu beziehen.»

Das soll nach Aussage von Löw-Berater Harun Arslan in der «Bild am Sonntag» zum gegebenen Zeitpunkt geschehen. «Das wird er auch machen – sobald er seine Analyse abgeschlossen und Konsequenzen entschieden hat», sagte Arslan. «Ich weiß, dass er hart daran arbeitet.»

Auch der 61-jährige Arslan wies Özils Rassismusvorwürfe gegen DFB-Chef Grindel zurück. Dieser möge in der Affäre Fehler gemacht haben, «aber er ist kein Rassist», sagte er . «Mit dieser Aussage ist Mesut klar über das Ziel hinausgeschossen.» Er warne davor, «mit dem schweren Vorwurf des Rassismus zu schnell um sich zu werfen».

Das Erdogan-Foto hat Özil bereits einen Sponsor gekostet. Der Telekommunikations-Konzern Vodafone stoppte ein bereits produziertes Werbe-Video und entsprechende Fotos mit ihm bereits vor der WM. Dies bestätigte ein Vodafone-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichtete vorab, der britische Mobilfunkanbieter habe einen Werbe-Clip mit Özil und dessen Hund Balboa produziert. «Mit der Kampagne hätten wir in der massiven Diskussion im Netz mit unserer Botschaft nicht mehr durchdringen können», sagte ein Sprecher der Zeitung.

Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko zeigte Verständnis für Özil und dessen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. «Wenn man für ein Land das Beste gibt, muss akzeptiert werden, wie man ist und woher man kommt», sagte die gebürtige Ukrainerin der Deutschen Presse-Agentur. «Ich würde mich vielleicht besser fühlen, wenn das mehr anerkannt wird. Ich lasse mich aber nicht traurig dadurch machen. Ich liebe Deutschland.»

Von Özil selbst ist seit seiner folgenreichen Erklärung vom Sonntag vergangener Woche nichts zum Thema zu hören oder zu lesen. Auf den in sozialen Netzwerken verbreiteten Bildern aus Singapur zeigte sich der Gelsenkirchener gut gelaunt mit seinen Teamkollegen. Dem  Schiedsrichter im Spiel gegen den französischen Meister gab er ein Autogramm auf die Gelbe Karte, vor dem Anpfiff plauderte er entspannt mit seinem früheren Nationalmannschafts-Kollegen und PSG-Profi Julian Draxler.

Beim deutlichen Erfolg gegen PSG, das ohne seine Weltmeister und Stars wie Neymar antrat, erzielte Özil dann auch noch den Führungstreffer. Nach der Partie verkündete er seiner Twitter-Anhängerschaft lediglich: «Ich bin stolz, heute Kapitän gewesen zu sein.» Er freue sich über einen «guten Sieg» und die «fantastische Unterstützung hier in Singapur».

Sein neuer Trainer Unai Emery sagte später: «Ich denke, er kann die Verantwortung als Kapitän übernehmen.» Er wollte sich aber nicht festlegen, ob Özil diese Rolle auch in der kommenden Saison übernehmen wird.

Fotocredits: Then Chih Wey,Ina Fassbender
(dpa)

(dpa)

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