Budapest – Seine Schmach vom Deutschland-Rennen will Sebastian Vettel unbedingt noch vor dem Formel-1-Sommerurlaub vergessen machen.
Nach seinem selbstverschuldeten Aus auf dem Hockenheimring plant der deutsche Ferrari-Star noch auf dem Hungaroring den Sturz von Ungarn-Rekordsieger Lewis Hamilton von der WM-Spitze.
«Jeder weiß, was wir tun können, deshalb schaue ich zuversichtlich auf Ungarn», meinte Vettel im vollen Bewusstsein des imposanten Leistungsvermögens der Scuderia. «Wir haben ein starkes Auto», versicherte er vor dem letzten Grand Prix vor der Sommerpause am Sonntag (15.10 Uhr) in Budapest.
Ohne Zweifel. Vettels «Loria», so taufte er seinen Ferrari vor Saisonbeginn, verfügt mittlerweile über eine Motorenleistung, die selbst bei Branchenprimus Mercedes Staunen ausgelöst hat. Auf dem Hungaroring ist die Power aber nicht so entscheidend. Inmitten der vielen langsamen Kurven steht die Aerodynamik im Vordergrund. «Wir fahren nach Ungarn und versuchen zu tun, was wir können», betonte Vettel, nachdem er am Sonntag 15 Runden vor Schluss in Führung liegend auf nasser Strecke in die Leitplanke gekracht war.
Nix war’s mit dem Premierensieg in Hockenheim. Dafür kam vor dem Hintergrund der vergangenen Monate die Frage auf: Warum unterlief Vettel wieder so ein schwerer Patzer? In Baku hatte der Hesse durch ein übermütiges Überholmanöver gegen Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas wichtige Zähler verschenkt. In Le Castellet kostete Vettel ein Crash mit dem Finnen wieder Plätze – und nun Hockenheim.
«Man darf mit sich nicht zu hart ins Gericht gehen», meinte er noch vor seinem Heimpublikum. Vettel weiß ohnehin: «Es gibt Fehler, die sollten einem nicht unterlaufen, andere wiederum passieren. Ich versuche, die Fehler zu minimieren.»
Trotz aller Bemühungen ist Vettel aber vor dem zwölften Saisonlauf wieder nur der Verfolger. Zum fünften Mal in diesem Jahr wechselte die Führung. Nun liegt im Duell der viermaligen Weltmeister nach einer furiosen Sturmfahrt in Deutschland wieder Hamilton vorne.
«Budapest ist für gewöhnlich nicht unsere stärkste Strecke, ich bin aber hoffnungsvoll», sagte Hamilton, der nun 17 Punkte Vorsprung auf Vettel hat. «Es ist ja kein Powerkurs, daher wird Ferrari hoffentlich seine Extrapower nicht so viel bringen.»
In Budapest herrschen jedoch zu dieser Jahreszeit normalerweise hohe Temperaturen. Und im Reifenmanagement haben die Italiener ihre Stärken. «Sie werden ohne Zweifel weiter schnell sein», meinte Hamilton, der mit fünf Erfolgen Rekordsieger auf dem 4,381 Kilometer kurzen Kurs ist. «Trotzdem habe ich große Hoffnungen.»
Vettel vs. Hamilton ist ein Formel-1-Zweikampf, in dem es um Grenzbereiche, um Nuancen geht. Vettel und Hamilton gewannen jeweils vier Rennen in diesem Jahr, beide fielen jeweils einmal aus. Bei den Poles liegt Vettel (5) hauchdünn vor Hamilton (4).
«Alles was wir tun können, ist an unseren Starts zu arbeiten, zu versuchen uns zu verbessern und einen immer besseren Job zu machen, um den Wagen zu verstehen», erläuterte Hamilton. «Alles was wir tun können, ist unser eigenes Schicksal zu kontrollieren.» Viel mehr ist dem letzten Satz eigentlich auch nicht hinzufügen.
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(dpa)