Hockenheim – Sebastian Vettel muss sich im Kampf um seinen ersten Formel-1-Sieg auf dem Hockenheimring beim vorerst letzten Heim-Grand-Prix auf große Gegenwehr gefasst machen.
Der gebürtige Heppenheimer fuhr am Freitag im hochsommerlichen Hockenheim nur die viertschnellste Runde in seinem Ferrari und muss wie befürchtet auch mit dem Niederländer Max Verstappen im Red Bull rechnen. «Wir können uns noch steigern. Hier und da war es noch nicht so gut», sagte Vettel, ohne aber unzufrieden zu sein.
Trainings-Kurzarbeiter Verstappen sicherte sich mit einem knappen Vorsprung von 26 Tausendstelsekunden auf den WM-Zweiten Lewis Hamilton von Mercedes die Tagesbestzeit. Hinter dem viermaligen Weltmeister und Titelverteidiger im Mercedes schob sich dessen Teamkollege Valtteri Bottas wenige Stunden nach der Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung mit den Silberpfeilen auch noch vor Vettel. «Ich glaube, es wird eng. Red Bull ist überraschend stark. Wir müssen mit ihnen rechnen», betonte Vettel.
Der Rückstand des 31 Jahre alten deutschen Vierfach-Weltmeisters auf Verstappen betrug 0,225 Sekunden. Erst nach Vettels finnischem Teamkollegen Kimi Räikkönen auf Rang fünf (+0,342) wurden die Rückstände der Piloten bei ihren schnellsten Runden auf der schnellsten Reifenmischung (ultrasoft) größer.
Vettels Landsmann Nico Hülkenberg landete in der zweiten Einheit auf dem neunten Platz mit 1,411 Sekunden Rückstand auf Verstappen, für den die Qualifikation am folgenden Tag und das elfte Saisonrennen am Sonntag ebenfalls zu einer gefühlten Heimveranstaltung werden dürften. Zig Tausende niederländische Fans in orange wollen den 20-Jährigen zum zweiten Sieg nach dem Erfolg beim Red-Bull-Heimspiel im österreichischen Spielberg treiben.
Warum Verstappen in der zweiten Einheit nur 14 Runden drehte, blieb zunächst unklar. Während die Konkurrenz noch fleißig Daten sammelte, kühlte sich Verstappen nach bei über 30 Grad und strahlendem Sonnenschein erstmal ab.
Wie gut der Red Bull auf dem 4,574 Kilometer langen Kurs mit dem berühmten Motodrom funktioniert, bewies in der ersten Trainingseinheit auch schon Teamkollege Daniel Ricciardo, als der 29 Jahre alte Australier auf Platz eins fuhr und Hamilton um – allerdings nur – vier Tausendstelsekunden auf den zweiten Platz verwies. Ricciardo, der im zweiten Training als 13. wiederum überraschend schwächelte, ist im Rennen aber erstmal keine Gefahr: Der zweimalige Saisonsieger muss wegen des Einbaus neuer Antriebsteile in seinem Wagen in der Startaufstellung nach ganz hinten.
Ganz vorne will Vettel starten und ankommen. 2013 feierte er auf dem Nürburgring seinen bisher einzigen Formel-1-Heimsieg. Beim 77. Rennen der Motorsport-Königsklasse in Deutschland will er endlich den Hockenheim-Fluch vertreiben und im packenden WM-Duell mit Hamilton den aktuellen Acht-Punkte-Vorsprung vergrößern, bevor bereits eine Woche später in Ungarn das letzte Rennen vor der Sommerpause ansteht. Auch wenn es in Hockenheim erst recht keine Sieggarantie ist, steuert Vettel dafür am Samstag die Pole an. 2010 holte er sie sich zwar auf dem Hockenheimring, wurde im Rennen aber letztlich nur Dritter.
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(dpa)