München – Niko Kovac wollte lieber über andere Dinge reden – und tat das auch ausführlich. Der 46-Jährige sprach über sein erstes Spiel als Trainer des FC Bayern München am 21. Juli am idyllischen Wörthersee gegen Paris Saint-Germain mit dem von ihm sehr geschätzten Kollegen Thomas Tuchel.
Er redete auch über die anstehende USA-Reise des deutschen Meisters. Vor allem aber lobte er den «fantastischen» Einsatz, den der aktuell vorhandene Rumpfkader um Arjen Robben und Franck Ribéry wieder schwitzend auf dem Trainingsplatz im brandneuen Münchner Auswärtstrikot zeigte.
Die wichtigste Frage an Arbeitstier Kovac war jedoch die, wann Frankreichs Fußball-Weltmeister Benjamin Pavard, der noch in Diensten des VfB Stuttgart steht, das in Fan-Foren gleich hitzig diskutierte mintgrüne Bayern-Dress mit den lila Streifen überstreifen werde. Nach Informationen des Südwestrundfunks soll der 22-jährige Abwehrspieler bereits während der WM einen Vertrag beim FC Bayern unterschrieben haben und spätestens im Sommer 2019 den Arbeitsplatz wechseln.
«Ich kann diesbezüglich gar nichts sagen», sagte Kovac zunächst und verwies auf die Zuständigkeit von Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Der schwieg zunächst. Doch von Kovac folgten noch aufschlussreiche Sätze. Er könne «schon bestätigen, dass das ein richtig guter Spieler ist. Das hat er auch bei der Weltmeisterschaft bewiesen.» Übersetzt heißt das: Pavard ist einer für den FC Bayern. Denn er bringt vieles mit: Er ist jung. Und er kann in der Abwehr innen und außen spielen.
Pavards Vertrag in Stuttgart läuft bis zum 30. Juni 2021. Im Sommer 2019 gibt es aber eine Ausstiegsklausel. Kostenpunkt: 35 Millionen Euro. Das ist beinahe ein Schnäppchen angesichts der Preise auf dem internationalen Transfermarkt. Bei einer sofortigen Verpflichtung müssten die Bayern aber sicherlich viel mehr an den VfB bezahlen.
«Kein Kommentar zu Pavard», übermittelte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke. Der 60-Jährige war vor seinem Wechsel zum VfB von 2014 bis 2017 Technischer Direktor und Kaderplaner beim FC Bayern.
Aufs Tempo drücken müssen die Bayern bei Pavard nicht, zumal, wenn sie ihn für 2019 schon fix gebucht haben. Denn in München sieht sich Kovac aktuell mit 22 Feldspielern am Limit. «22 ist das Maximum. Das sind viele Spieler. Alle wollen spielen. Und es wird eine schwere Aufgabe werden für den Trainer, alle bei Laune zu behalten. Deswegen müssen wir da jetzt nicht über einen anderen Spieler reden.»
Aber Fußball ist bekanntlich ein Tagesgeschäft. Die Transferfrist endet in der Bundesliga erst am 31. August. Bis dahin könnte es auch im Münchner Kader Bewegung geben. Es könnten Spieler gehen, auch solche, die Platz für Pavard schaffen könnten. Den von Real Madrid ausgeliehenen und nun wieder umworbenen Mittelfeldspieler James Rodríguez will Kovac aber ausdrücklich nicht ziehen lassen. Er wies auf den «gültigen Ausleihevertrag» und eine Kaufoption 2019 hin.
James weilt wie alle anderen Münchner WM-Teilnehmer noch im Urlaub. Die Russland-Fahrer werden auch auf der USA-Reise mit Spielen in Philadelphia gegen Juventus Turin und in Miami gegen Manchester City mit Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola fehlen. Erst danach werden auch Manuel Neuer, Thomas Müller und Kollegen in das umfangreiche und extrem intensive Kovac-Training einsteigen. Die harte Arbeit in der Saisonvorbereitung gehört für Kovac zwingend dazu, um die Basis für weitere Titelgewinne zu legen: «Wir machen das, was wir in der Bundesliga brauchen. Denn wir müssen eine ganze Saison überstehen.»
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(dpa)