Leipzig – Ralf Rangnick will Wunschtrainer Julian Nagelsmann selbst den Weg für eine glorreiche Zukunft bei RB Leipzig ebnen. Er geht hohes Risiko und kehrt laut Medienberichten für eine Spielzeit auf die Trainerbank zurück.
Der 60-Jährige übernimmt den seit Mitte Mai freien Posten bei RB Leipzig und steigt damit als Sportdirektor und Chefcoach zum Fast-Alleinherrscher bei dem sächsischen Fußball-Bundesligisten auf. Der Verein will sich in einem Mediengespräch zu der Personalie äußern. Die «Leipziger Volkszeitung» und «Bild» hatten zuerst über das Comeback von Rangnick berichtet. Demnach soll der US-Amerikaner Jesse Marsch der neue Co-Trainer werden.
Seit dem 21. Juni aber steht fest: Es ist nur eine Interimslösung – aber die 1a-Variante. Denn spätestens vom kommenden Sommer an wird Wunschtrainer Julian Nagelsmann das Zepter übernehmen. Der 30-Jährige machte von einer vertraglich fixierten Ausstiegsklausel Gebrauch und verlässt Hoffenheim nach der ersten Champions-League-Saison. Er unterschrieb bei RB einen bis 30. Juni 2023 laufenden Kontrakt. «Nun wissen alle, woran sie sind, und wir können uns professionell auf die anstehenden, schweren Aufgaben konzentrieren», sagte Nagelsmann.
Der lange Vertragspoker mit Ralph Hasenhüttl endete am 16. Mai mit einer vorzeitigen Trennung. Der 50-Jährige hatte um die Auflösung seines Dreijahresvertrags gebeten. Die Kaderplanungen liefen davon unabhängig, vorangetrieben von Rangnick. So wurden bereits der Linksverteidiger Marcelo Saracchi vom argentinischen Rekordmeister River Plate sowie der französische Abwehrspieler Nordi Mukiele vom HSC Montpellier verpflichtet. Im Angriff wurde der brasilianische Stürmer Matheus Cunha vom Schweizer Erstligisten FC Sion geholt.
Rangnick kehrt nach gut zwei Jahren wieder als Trainer zurück. Das erste Testspiel bestreitet RB Leipzig am 20. Juli, das erste Pflichtspiel unter Rangnick am 26. Juli auf dem angestrebten Weg in die Gruppenphase der Europa League gegen den Sieger des Erstrunden-Duells FK Liepaja (Lettland) gegen BK Häcken (Schweden).
Mit dem erneuten Doppel-Engagement setzt sich Rangnick enormem Druck aus. Erst recht, nachdem die harmonisch gestartete Zusammenarbeit von ihm und Hasenhüttl unterkühlt zu Ende ging. Hasenhüttl genoss mit seiner volksnah wirkenden Art große Sympathien unter den Fans, Rangnick wird den Ruf des Professors nicht los. Zudem hatte der Schwabe kurz vor dem Aus von Hasenhüttl noch versichert, dass dieser auch in der kommenden Saison der RB-Trainer sei.
Rangnick ist der RB-Architekt und hütet das Projekt nach bestem Wissen und Gewissen. Er impfte den Profis Hochgeschwindigkeits- Spielstil ein. Das, was er als RB-DNA bezeichnet. Davon will er auch nicht abrücken. Rangnick kennt alle Spieler, er war an allen Transfers maßgeblich beteiligt, seit Ende 2012 ist er als RB-Sportdirektor für den Verein mitverantwortlich. Er war damals nach gut einem Jahr Auszeit ins Fußball-Geschäft zurückgekehrt, im September 2011 hatte er seinen Vertrag beim FC Schalke 04 aufgelöst. Zuvor hatte Rangnick als Trainer unter anderen für Hannover 96, 1899 Hoffenheim und den VfB Stuttgart gearbeitet.
Die bis jetzt letzte Trainer-Mission von Rangnick endete mit dem Erstliga-Aufstieg von RB im Mai 2016. Damals übernahm er von Interimstrainer Achim Beierlorzer, der drei Monate zuvor Aufstiegscoach Alexander Zorniger in der 2. Bundesliga ersetzt hatte.
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(dpa)