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Eine Stilfrage: Nächster Vettel-Fehler weckt Zweifel

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Le Castellet – Mit erstaunlicher Ruhe ließ Sebastian Vettel sogar den Spott von Pistenrüpel Max Verstappen abperlen. «Ich bin zu alt dafür», bemerkte der Ferrari-Star zu den Witzeleien des zehn Jahre jüngeren Red-Bull-Rivalen über seinen verhängnisvollen Startunfall beim Formel-1-Ausflug nach Frankreich.

Doch spätestens nach dem Patzer von Le Castellet und dem erneuten Verlust der WM-Führung an Mercedes-Pilot Lewis Hamilton muss sich der 30-Jährige einer Debatte um seine Fehleranfälligkeit unter dem Dauerdruck des Titelrennens stellen.

«Man sollte jetzt zu Sebastian gehen und ihn fragen, ob er nicht seinen Fahrstil ändern will. Das wurde bei mir ja auch so gemacht», ätzte Verstappen, der selbst wegen einer Unfallserie zu Saisonbeginn in der Kritik stand, nach Vettels Missgeschick in der ersten Kurve. Zu ungestüm war der Deutsche in den Silberpfeil des Finnen Valtteri Bottas gerauscht, als Fünfter im Ziel verlor er einmal mehr wertvolle WM-Punkte im engen Zweikampf mit Titelverteidiger Hamilton. «Sebastian Vettel macht es sich gerne schwer – oder zumindest scheint es so», kommentierte die spanische Zeitung «El Pais».

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ließ der Hesse unnötig Punkte liegen. Bereits in Aserbaidschan war Vettel nach einer übermütigen Attacke neben die Strecke geraten und anstatt als Sieger als Vierter hinter Gewinner Hamilton ins Ziel gekommen. «Fehler, die sich Vettel nicht mehr erlauben kann, wenn er den Titel gewinnen will», warnte «La Repubblica» aus Italien. «In Titelkämpfen geht es manchmal darum, weniger Fehler als dein Rivale zu machen, anstatt darum, wer mehr Rennen gewinnt», analysierte die britische BBC.

Nach außen hin zumindest gibt sich Vettel bei nun 14 WM-Punkten Rückstand auf Hamilton weiterhin gelassen, ja geradezu stoisch. Wo er in der Vergangenheit gern hitzköpfig die Fehler bei anderen suchte und zu Wutausbrüchen neigte, ließ er in Le Castellet keinen Zweifel an der eigenen Schuld am schmerzhaften Rückschlag aufkommen. «Das war nicht der Tag, den wir wollten. Es ist jetzt eben passiert, jetzt schauen wir nach vorn», sagte der viermalige Weltmeister.

Die neue Reife bezieht Vettel vor allem aus dem noch immer starken Glauben an die Klasse seines Ferrari, mit dem er in diesem Jahr schon zu drei Siegen gerast ist. Der emotionale Schwung, den die Scuderia nach dem grandiosen Erfolg in Kanada zwei Wochen zuvor verspürt hatte, ist nach der Enttäuschung von Frankreich jedoch schon wieder verpufft. «Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, den verlorenen Boden wettzumachen», sagte Teamchef Maurizio Arrivabene.

Leichter gesagt als getan. Mercedes und Hamilton haben auch dank des um zehn PS verstärkten Motors ihr Zwischentief überwunden. Der überlegene Sieg des 33 Jahre alten Briten zum Start der anstrengendsten Formel-1-Zeit des Jahres mit fünf Rennen in sechs Wochen wirkt wie ein böses Omen für Vettel. Schon der Grand Prix von Österreich wird zum Stresstest für den Heppenheimer.

Wie sehr das Auf und Ab dieser Saison, in der nun schon zum dritten Mal der WM-Spitzenreiter wechselte, an den Nerven zehrt, weiß auch Hamilton. So hatte der Champion durchaus Verständnis für die verzwickte Lage seines Gegners, der im vierten Ferrari-Jahr endlich den Titel holen will. «Wir gehen hier ja nicht spazieren, sondern setzen unser Leben aufs Spiel und bringen die Autos so nah an die Grenze, wie es gerade noch sicher geht», dozierte Hamilton. «Manchmal geht das daneben. Wir sind doch nur Menschen.»

Fotocredits: Claude Paris
(dpa)

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