Melbourne – Sebastian Vettel steuerte seine Sieger-Loria einhändig auf dem Weg zur Formel-1-Siegerehrung und genoss in vollen Zügen die Ovationen der Fans. Der 30 Jahre alte Ferrari-Pilot startete mit einem Auftaktsieg in seine WM-Mission.
Vettel profitierte beim Großen Preis von Australien maßgeblich von einer virtuellen Safety-Car-Phase. Nach einem Glücks-Boxenstopp samt Software-Panne von Mercedes verwies Vettel den verdutzten Titelverteidiger Lewis Hamilton auf den zweiten Platz. «Wir hatten natürlich ein bisschen Glück mit dem Safety Car, es hat aber Spaß gemacht. Das war richtig gut», sagte der Hesse am Sonntag auf dem Siegerpodium.
Für Vettel war es bei seiner 200. Grand-Prix-Teilnahme der 48. Sieg und der 100. Podiumsplatz. Viel wichtiger aber noch: Im Duell der viermaligen Weltmeister erwischte Vettel einen optimalen Auftakt. «Sie haben einfach den besseren Job gemacht», lobte Hamilton seinen Ferrari-Kontrahenten. «Ich weiß aber jetzt immer noch nicht, was da eigentlich schief gelaufen ist.»
Vettels finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen raste als Dritter ebenfalls auf das Podest. Für Renault-Pilot Nico Hülkenberg reichte es im ersten von 21 Grand Prix vor Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas zu Rang sieben, der nach Startplatz 15 zumindest Schadensbegrenzung betrieb. Direkt vor Hülkenberg landete der als WM-Mitfavorit gehandelte Max Verstappen im Red Bull.
119 Tage nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi erloschen die roten Ampeln zum ersten Mal im neuen Grand-Prix-Jahr. Vettel ging nur als Dritter hinter seinem Ferrari-Teamkollegen Räikkönen ins Rennen. Ganz vorne stand mal wieder Hamilton – bereits zum insgesamt siebten Mal in Melbourne. Seine Führung verteidigte der Brite auch nach dem Start, obwohl Räikkönen gleich Druck machte. Vettel blieb Dritter, dahinter verdrängte der Haas-Mann Kevin Magnussen den zunächst auf Rang vier positionierten Verstappen im Red Bull.
An der Spitze konnte sich Hamilton von seinen Verfolgern in Rot leicht absetzen und fuhr souverän vorneweg. «Obwohl wir von der Pole starten, stehen wir unter Druck», hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Gefahr für seinen Weltmeister-Piloten vor der Scuderia beschrieben. Auf Unterstützung seines Silberpfeil-Teamkollegen Bottas konnte Hamilton nicht setzen, da sich der Finne nach einem Crash in der Qualifikation und anschließendem Getriebewechsel von Platz 15 nach vorne arbeiten musste.
Die anfangs starken Haas-Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean waren in Lauerstellung zu den Podestplätzen, Verstappen leistete sich indes einen unnötigen Dreher und klagte, dass sich sein Auto nicht gut anfühle. Innerhalb von nur zwei Runden mussten dann Magnussen und Grosjean ihre Hoffnungen auf Punkte wegen Defekten begraben. Bitter!
Vettel zögerte aus dem Führungstrio seinen Boxenstopp am längsten hinaus und profitierte vom Virtual Safety Car, das nach Grosjeans Aus eine mögliche Gefahrensituation entschärfen sollte. Der Heppenheimer kam gerade noch vor Hamilton auf den Kurs zurück und behielt seine Spitzenposition. «Ist das mein Fehler?», wunderte sich der Titelverteidiger, dass Vettel trotz eigentlich nicht üppigen Vorsprungs vor ihm auf die Strecke fuhr. «Lewis, wir dachten, wir wären sicher, aber ist offensichtlich etwas schief gegangen», gab die Mercedes-Crew zurück.
«Unsere Strategiesoftware hat uns 15 Sekunden ausgespuckt, die wir hätten haben sollen», erläuterte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff das Problem. Stattdessen lag das Zeitpolster rund fünf Sekunden niedriger, weshalb Hamilton erst hinter Vettel auf die Strecke kam.
Als der Kurs wieder freigegeben wurde, blieb Hamilton zwar an Vettel dran. Nah genug konnte er aber nicht aufschließen, um den Deutschen zu überholen. Die Veranstalter hatten extra eine dritte sogenannte DRS-Zone eingeführt, um das Überholen zu erleichtern. Viel war davon auf dem traditionell nicht besonders überholfreundlichen Kurs aber nicht zu sehen.
Hamilton attackierte, war am Ende deutlich schneller und kam sogar noch bis auf 0,6 Sekunden an Vettel ran. Nach einem Ausflug über den Bordstein sanken die Chancen des Briten auf eine erfolgreiche Aufholjagd aber wenige Runden vor dem Ende wieder. Zudem machten ihm die Hinterreifen zu schaffen, wodurch sogar Räikkönen näher kam. So konnte Vettel mit seinem auf den Namen Loria getauften Ferrari einen optimalen Start in seine WM-Mission bejubeln.
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(dpa)