Pyeongchang – Nach ihrer fünften Medaille beim sechsten Einzelstart gab Andrea Eskau ein Versprechen ans Team.
«In der Staffel sind zwei Buben dabei, die noch keine Medaille haben. Deshalb werde ich nochmal alles reinhauen und rausballern, was möglich ist», sagte die 46-Jährige nach ihrem Silber-Langlauf über fünf Kilometer bei den Paralympics in Pyeongchang.
Dieser stellte die deutsche Fahnenträgerin der Eröffnungsfeier nur bedingt zufrieden, denn den zwei Goldmedaillen im Biathlon stehen nun drei Silberne im Langlauf gegenüber. «Eigentlich müsste ich superglücklich sein. Aber ich hätte schon gerne auch im Langlauf noch Gold geholt», sagte die Magdeburgerin. «Aber heute war aufgrund der Bedingungen mit meiner Behinderung einfach nicht mehr drin. Ich hätte Fähigkeiten gebraucht, die ich mit keinem Training erreichen kann.» Bei manchen Abfahrten habe sich Eskau, Spitzname «Tiger», gefühlt «wie ein geplatzter Tiger».
Dass sie am Ende der Spiele in jedem Fall mehr Medaillen mit nach Hause nehmen wird als jeder andere deutsche Athlet dieser Spiele, das interessiert sie nach eigener Auskunft gar nicht. «Das ist eure Zählerei», sagte sie den Journalisten.
Doch die mindestens fünf Medaillen stellen für Eskau inzwischen ein echtes Gewichts-Problem dar. «Die Medaillen kommen natürlich alle mit», sagte Eskau, die auch im Sommer mit dem Handbike startet und nun bei sechs Paralympics schon 14 Medaillen gesammelt hat: «Aber die Boxen passen nicht alle ins Gepäck. Ich hatte nur eine Tasche dabei und muss mir von Martin Fleig schon eine leihen.»
Nach den Anstrengungen der Spiele will sie sich auf jeden Fall nicht auf die faule Haut legen. «Das kann ich gar nicht», erklärte sie und kündigte mit Blick auf ihre Lebengefährtin an: «Vielleicht werde ich es ein bisschen ruhiger angehen lassen. Aber ich will Amira nicht zu viel versprechen, die nimmt mich sonst beim Wort.»
Am Schlusstag der Spiele startet Eskau mit der zweimaligen Bronze-Gewinnerin Clara Klug und den bisher medaillenlosen Männern Steffen Lehmker und Alexander Ehler in der 4 x 2,5-Kilometer-Mixed-Staffel. In der offenen Staffel gehen Nico Messinger und Fleig an den Start.
Fleig musste sich am Tag nach seinem Biathlon-Gold – der ersten Medaille für einen deutschen Mann bei Para-Winterspielen seit 2010 – über 7,5 Kilometer im Langlauf mit Rang sieben zufrieden geben. Auch für ihn waren die Bedingungen ein Problem. «Aber ich muss daran arbeiten, damit ich damit besser klarkomme», sagte der Freiburger.
Insgesamt ist der 28-Jährige mit den Spielen «eigentlich sehr zufrieden. Ich bin in allen Disziplinen in die Top 8 gefahren. Und die anderen sind schließlich keine Hampelmänner.» Auf die Staffel hat er nach eigener Auskunft «nochmal richtig Bock».
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(dpa)