Frankfurt/Main – Henrik Rödl war ein besonders stolzer Basketball-Bundestrainer an diesem Abend. «Es ist ein spezieller Moment, das Team Serbien zu besiegen. Das passiert nicht allzu oft», sagte er nach dem 79:74-Erfolg seiner deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation.
Die Serben sind der WM-, EM-, und Olympia-Zweite in diesem Sport. Von den bis dato 43 Länderspielen gegen Serbien und das Vorgängerteam des vereinigten Jugoslawien hatte die deutsche Mannschaft 38 verloren. «Das ist eine große Basketball-Nation», sagte Rödl. «Aber unser Sieg zeigt: Auch wir sind mittlerweile eine wachsende Basketball-Nation.»
Der Weg zur Weltmeisterschaft 2019 in China ist lang und kompliziert. Aber der Sieg gegen Serbien war auf diesem Weg ein großer Schritt. In einer ersten Runde der WM-Qualifikation erreichen die ersten drei Teams einer Vierergruppe die Hauptrunde. Und das werden nach Lage der Dinge Deutschland, Serbien und Georgien, der nächste Gegner an diesem Sonntag (16.00 Uhr/Telekom Sport), sein.
Am Ende der Hauptrunde qualifizieren sich die besten Drei jeder Sechsergruppe für die WM. Deutschland, Serbien und Georgien werden ihre Punkte aus der ersten Runde in diese zweite Runde mitnehmen und dort auf starke Gegner wie Griechenland und Israel treffen. Mit Blick auf die entscheidende Phase der Qualifikation brachte der Sieg gegen Serbien die Deutschen also schon jetzt in eine gute Position. «Es wäre sehr wichtig, in Georgien nachzulegen», sagte Rödl. «Es ist unser großes Ziel, zur WM zu kommen. Aber noch sind wir nicht da.»
Immerhin: Die deutsche Mannschaft macht im Moment das Beste aus einer verfahrenen Situation, mit der sich zunehmend die gesamte Sportart Basketball der Lächerlichkeit preisgibt.
Denn die besten Vereine des Kontinents organisieren seit Jahren ihre eigene EuroLeague, die wiederum in Konkurrenz zu Wettbewerben und Spielterminen des Weltverbandes FIBA steht. So kam es am Freitag zu der absurden Situation, dass an ein und demselben Abend die deutsche Nationalmannschaft gegen die serbische Nationalmannschaft spielte und der deutsche Meister (Brose Bamberg) gegen den serbischen Meister (Roter Stern Belgrad). Die deutschen Teams gewannen überraschend beide Spiele. Aber die deutsche Nationalmannschaft musste dabei ohne vier NBA- und fünf EuroLeague-Stars auskommen. Und die Serben hatten aus ihrem EM-Aufgebot von 2017 auch nur einen Spieler dabei.
Das Bittere aus Sicht von Rödl ist nun: Von den vielen jungen Spielern, die in Frankfurt am Main den Olympia-Zweiten Serbien schlugen, werden im Fall einer erfolgreichen WM-Qualifikation nicht allzu viele mit nach China reisen können. Das Gute für ihn ist aber: «Wenn wir es am Ende zur WM schaffen sollten, hätten wir einen viel größeren Kreis von Spielern, die schon einmal internationale Erfahrung gesammelt haben», sagte der Bundestrainer.
So kam der 18 Jahre alte Isaac Bonga von den Fraport Skyliners am Freitag ausgerechnet in Frankfurt zu seinem ersten Länderspiel. Er hat von der Absage der EuroLeague-Spieler profitiert. «Alle Spieler kennen die Situation. Aber sie zerreißen sich trotzdem», sagte Rödl. «Man hat heute genau gesehen: Jeder ist stolz darauf, für die Nationalmannschaft zu spielen.» Ob nun mit oder ohne eine WM-Chance.
Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa)