Pyeongchang – Johannes Rydzek schnappte sich schon weit vor dem Ziel die Deutschland-Fahne, setzte vor Freude noch einen Telemark in den Schnee und fiel schließlich überglücklich seinen Kollegen in die Arme.
Mit einer weiteren Machtdemonstration in der Nordischen Kombination haben Rydzek, Eric Frenzel und Co. den Gold-Hattrick von Pyeonchang perfekt gemacht. Die beiden Einzel-Olympiasieger rasten bei den Winterspielen zusammen mit Fabian Rießle und Vinzenz Geiger zum ersten Gold im Mannschaftswettbewerb seit 1988. Das Quartett siegte nach dem Springen von der Großschanze und dem Langlauf über 4×5 Kilometer mit 52 Sekunden Vorsprung vor Norwegen und 1:07 Minuten auf Österreich, was fast schon eine Demütigung für die Konkurrenz war.
«Es ist ein unglaublicher Tag für uns. Nach Sotschi, wo wir knapp geschlagen wurden, ist das etwas ganz Besonderes, was wir sehr genießen. Wir haben uns von nichts ablenken lassen und haben einfach durchgezogen», sagte Frenzel.
Es war der perfekte Abschluss für das deutsche Team, nachdem Frenzel beim Wettbewerb von der Normalschanze triumphiert hatte und es anschließend sogar einen deutschen Dreifach-Sieg von der Großschanze gegeben hatte. Fünf Medaillen in drei Wettbewerben – das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch war nach dem alles andere als sorgenfreien Weltcup-Winter beim Saisonhöhepunkt voll da. «Es ist unfassbar. Es ist doch etwas holprig gewesen dieses Jahr, wir haben aber immer an uns geglaubt. Wir haben sehr hart arbeiten müssen. Die Jungs haben uns voll vertraut und sind voll mitmarschiert. Wir sind immer stärker geworden», meinte Weinbuch.
Das 13. Gold für die gesamte deutsche Wintersport-Mannschaft hatte auch eine historische Note, denn damit ist die beste Ausbeute seit der Wiedervereinigung perfekt.
In der Loipe fiel die Vorentscheidung schon nach wenigen Kilometern, als Geiger die Führung übernahm und seine Kollegen den Vorsprung stetig auf die Konkurrenz ausbauten. Schon beim Springen hatte sich das deutsche Team mit Platz zwei eine gute Ausgangsposition erarbeitet. Mit nur sechs Sekunden Rückstand auf Österreich, aber immerhin 21 Sekunden Vorsprung auf Mitfavorit Norwegen ging das DSV-Quartett in den Langlauf.
«Es war nicht einfach, die Mannschaft auf diesen Wettkampf einzustellen. Nach dem Dreifachtriumph und dem Probesprung war die Goldmedaille schon ziemlich groß vor den Augen. Dass man dann bei sich bleibt und sich auf die Aufgaben besinnt, ist nicht so einfach», sagte Weinbuch.
Und es lief wie geplant. Geiger lief schnell zum Österreicher Wilhelm Denifl auf und zog auch davon. «Ich habe versucht, eine Lücke zu reisen. Das ist mir ganz gut gelungen», sagte Geiger. Anschließend vergrößerte der laufstarke Rießle den Vorsprung auf die zweitplatzierten Norweger von 12 auf 44 Sekunden. Der Rest war für die Gala. Frenzel, der durch das dritte Olympia-Gold seiner Karriere zu den Rekordsiegern Ulrich Wehling (DDR), Samppa Lajunen (Finnland) und Felix Gottwald (Österreich) aufschloss, übergab mit einer Minute Vorsprung an Rydzek und jubelte bereits mit seinem Skistock. Rydzek brachte den Sieg schließlich sicher ins Ziel.
Es war die Medaille, die dem DSV-Team um Bundestrainer Weinbuch noch fehlte. 2014 erreichte die deutsche Mannschaft in Sotschi Silber, vier Jahre davor hatte es Bronze gegeben.
Fotocredits: Daniel Karmann,Daniel Karmann,Daniel Karmann,Angelika Warmuth,Angelika Warmuth
(dpa)