Pyeongchang – Nach dem enttäuschenden Abschneiden des deutschen Skicross-Trios musste Paul Eckert den heftigen Sturz des Kanadiers Christopher Delbosco einordnen.
Im letzten Achtelfinallauf verlor der 35-Jährige bei einem Sprung die Kontrolle, flog mit seinen Skiern mehr als 30 Meter weit durch die Luft, knallte übel auf die Piste und schlitterte weiter. Es waren schockierende Bilder für die Zuschauer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang.
«Auf den ersten Blick, so hart es klingt, ist es ein technischer Fehler von ihm gewesen», sagte Eckert, der wie Tim Hronek und Florian Wilmsmann nach dem Achtelfinal-Aus bereits Zuschauer war. «Da ist nicht die Strecke dran schuld, sondern er.»
Der Kurs im Phoenix Snow Park war wegen seiner Gefahren auf Kritik gestoßen, vor dem Rennen aber entschärft worden. Dennoch stürzten neben Delbosco auch der Franzose Terence Tchiknavorian und der Österreicher Christoph Wahrstötter schwer und mussten abtransportiert werden. Wahrstötter erlitt nach ersten Angaben des österreichischen Verbands eine Gehirnerschütterung. Eine Diagnose zu Delbosco sollte nach Untersuchungen im Krankenhaus offiziell werden.
«Es gehört leider dazu, es lässt sich nicht vermeiden. Es sieht für die Zuschauer krass aus, das sehe ich ein», sagte Eckert. Auch im Rennen der Snowboardcrosser, deren Strecke sich im Mittelteil unterschied, waren zuvor mehrere Athleten übel gestürzt.
Beim Kampf Mann gegen Mann auf einem Kurs mit Sprüngen, Steilkurven und Wellen kommt neben dem Tempo der unberechenbare Faktor Mensch hinzu. Skicross-Sportdirektor Heli Herdt prangerte den Gigantismus an, dass die Dimension des Kurses zu groß sei und die charakteristischen Überholmanöver verloren gingen. Die Strecke sei «im Großen und Ganzen aber sicher fahrbar», sagte er. Wilmsmann meinte: «Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Kurs nicht spektakulär war. Man bewegt sich schon am Limit.» Hronek dagegen sagte zur Kritik an der Strecke: «Es ist auch ein bisschen übertrieben worden.»
Dass die Stürze das Rennen überschatteten, lag auch am ernüchternden Ergebnis der Deutschen. Eckert scheiterte ebenso wie Hronek als Dritter seines Achtelfinallaufs, Wilmsmann wurde Vierter und damit Letzter. Jeweils die besten Zwei eines Laufs ziehen in die nächste Runde ein. Gold holte der Kanadier Brady Leman, Vierter von Sotschi, mit 0,19 Sekunden Vorsprung vor dem Schweizer Marc Bischofsberger. Nach einem Sturz rettete der Russe Sergej Ridzik Bronze.
Eckert war durch seinen ersten Weltcup-Sieg bei der Generalprobe im kanadischen Nakiska zu den erweiterten Medaillenfavoriten gezählt worden. «Leider ist das keine Garantie. Olympia ist immer eine Sache für sich und daher noch weniger berechenbar», sagte der 27-Jährige. Ohne die wegen eines Kreuzbandrisses fehlende Skicrosserin Heidi Zacher reisen die deutschen Freestyler sehr wahrscheinlich ohne Medaille ab, eine Top-Platzierung von Julia Eichinger am Freitag wäre eine Überraschung.
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(dpa)