München – Von einem entspannten Betriebsausflug in die Türkei wollte Jupp Heynckes trotz des «Kantersieges» des FC Bayern gegen Besiktas Istanbul nicht sprechen.
«Wir können nicht unbelastet nach Istanbul fliegen», sagte der erfahrene Trainer, obwohl nach dem 5:0 (1:0) des deutschen Fußball-Rekordmeisters im Hinspiel der Einzug ins Viertelfinale der Champions League keine knifflige Aufgabe mehr sein dürfte. «Es ist ein super Ergebnis fürs Rückspiel», erklärte auch Doppeltorschütze Thomas Müller mit Blick auf den 14. März.
Einig waren sich am Dienstagabend in der Allianz Arena alle. Besiktas war nach der frühen Roten Karte für Domagoj Vida für die Münchner kein Gegner auf Augenhöhe. «Physisch und moralisch sind wir dann gefallen», klagte Besiktas-Trainer Senol Günes. Der Platzverweis nach einer Notbremse von Vida gegen Robert Lewandowski habe seinem Team «das Genick gebrochen» und zu einem «Klassenunterschied» geführt. «Der Knackpunkt war der Platzverweis und das 1:0 kurz vor der Pause», urteilte auch Heynckes.
Der bärenstarke Müller erzielte das wichtige Führungstor für die Gastgeber, die vor 70 000 Zuschauern erst in der zweiten Hälfte mit einem Mann mehr groß aufspielten und durch Kingsley Coman, Müller und einen späten Doppelpack von Lewandowski das Ergebnis in die Höhe schraubten. «So ein Kantersieg ist erfreulich», sagte Heynckes. Es war der 23. Sieg im 24. Pflichtspiel seit der Rückkehr des 72-Jährigen auf die Münchner Trainerbank Anfang Oktober 2017.
Heynckes demonstrierte mit seiner Aufstellung ohne die Altstars Franck Ribéry (34) und Arjen Robben (34) in der Startelf, dass er für das große Ziel, wie vor fünf Jahren mit dem FC Bayern wieder das Triple zu gewinnen, keine Kompromisse macht und keine Rücksichten auf große Namen nimmt. Coman und Müller spielten sehr stark auf den Flügeln.
Der für den angeschlagenen James Rodríguez eingewechselte Robben musste sich nach dem Spiel verbal zügeln, um seiner Enttäuschung über die bittere Reservistenrolle nicht zu sehr Luft zu machen. «Wenn ich jetzt meine Emotionen ausspreche, dann bin ich morgen bei Herrn Rummenigge», sagte der 34-Jährige dem TV-Sender Sky. Heynckes äußerte Verständnis für jeden verärgerten Bankdrücker, aber er machte zugleich eine deutliche Ansage an alle Stars: «Ich mache das, was ich für richtig finde. Das muss auch jeder akzeptieren. Punkt!»
Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)